



Die Chronik von Karsee
Seit dem Jahre 1995 beschäftige ich mich mit der
Chronik von Karsee. Zuvor hat sie Lehrer und Rektor Ernst Praschak geführt. Als Chronist möchte ich mich heute wieder in Erinnerung bringen und auch Besonderheiten über unseren Ort vorstellen.
Unsere Ortschaft Karsee besitzt eine Chronik, die zur Zeit in 31 Leitzordnern festgehalten ist. nicht nur über das Geschehen in Karsee selbst, sondern auch über sonstiges aktuelles Weltgeschehen. Seit ich jetzt in Rente bin, habe ich auch von einzelnen Gehöften unserer Gemeinde deren Geschichte zusammengeschrieben. Da ist zum Beispiel die Geschichte von Englisweiler, unserem ältesten Weiler, der erstmals in einer Urkunde in lateinischer Sprache vom Jahre 861 erwähnt ist. Weiter gibt es die Geschichte von Brenner, Edengut, Edenhaus, Eggenreute, Felbers, Haag, Hartmannsberg, Kohlhaus, Luß, Oberhof, Ruzenweiler, Siggenhaus, Sommers, Spiegelhaus, Unteregg. Fortsetzungen können folgen. Die umfangreichste Geschichte ist die von unserem Ort Karsee selbst mit 160 Seiten und Kopien. Diese „Geschichte von Karsee" möchte ich in den kommenden Mitteilungsblättem der Ortschaft vorstellen, jedoch nur den von mir geschriebenen Teil. Die Gründung der politischen Gemeinde Karsee habe ich im Übrigen im roten Buch „Karsee nicht nur 50 Jahre" beschrieben. Dieses Buch kann im Karseer Rathaus erworben werden. Außerdem hatte ich zur 800-Jahrfeier der Weihe unserer Kirche im Jahre 1994 eine Festschrift verfasst, die eventuell nochmals veröffentlicht und erworben werden könnte. Wenn jemand an den einzelnen „Geschichten" Interesse hat, möge er sich bei mir melden, Die ganze Geschichte von Karsee könnte dann in Form eines kleinen Buches herausgegeben werden.
Walter Scheffold
Am Kirchberg 5
88239 Wangen-Karsee
Telefon: 07506/224
Die Geschichte von Karsee
Zeittafel
01.04.861 | König Ludwig (der Deutsche), König des Ostfränkischen Reiches, bestätigt einen Tausch zwischen Abt Grimaldus vom Kloster Sankt Gallen und Graf Konrad über eine Kirche und einen Hof zu „Eigileswilare" (Englisweiler) | |
14.04.870 | Kaufvertrag eines Sigibert vom Argengau mit dem Abt Grimaldus vom Kloster St. Gallen, abgeschlossen auf dem Gut „Ruadgozzeswilare" (Ruzenweiler) | |
1190 | Beginn des Baus der Kirche im Dorf beim Karsee | |
1194 | Weihe der Kirche zu Karsee durch den Bischof von Konstanz und Abt von Reichenau, Bischof Diethelm von Krenkingen | |
April 1245 | Graf Berthold von Heiligenberg schenkt Güter in „Etechenruti" (Eggenreute) an das Kloster Baindt | |
18.08.1275 | die Äbtissin des Klosters Baindt verkauft alle Güter in Ethechenruti (Eggenreute) an das Kloster Weingarten | |
1275 | der Pfarrer und Rektor von Opfenbach ist Pfarrverweser von Karsee, erstmalige Erwähnung von „Carse" im liber decimationis, dem Buch der Abgaben an die römische Kurie | |
31.10.1289 | Graf Rudolf von Montfort übereignet auf Bitten des Truchsessen Eberhard von Waldburg einige Lehensgüter in Karsee eines Ritters von Burgelitz dem Abt Hermann von Bichtenweiler des Klosters Weingarten | |
1294 | Ritter Hartmann von Prassberg verkauft sein Gut zu Karsee mit dem Kirchensatz (Patronatsrecht der Kirche), mit einem See, dazu den Hof Unteregg an das Kloster Weingarten | |
1490 | Bischof Daniel von Konstanz weiht Kirche und Friedhof in Karsee neu ein | |
1555 | Pfarrer Konrad Lang beschreibt die Pfarrgüter von Karsee (Urkunde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart) | |
1691 | Pfarrer Joseph Benedikt Feuerstein von Karsee findet die erste Chronik von Karsee sowie ein Taufregister in einer Kiste im Boden vergraben und beginnt eine neue Chronik = „Urbarium de Parochia Karrsee anno 1691 " | |
1700 | Erweiterung der Kirche zu einem Langhaus sowie Anbau einer Sakristei, die bisher im Turm war | |
22.06.1703 | Gründung der Bruderschaft zur Heiligen Familie, Jesus, Maria und Josef, und Bestätigung durch Papst Klemens XI, unter Pfarrer Feuerstein | |
1750 | In Eggenreute wird auf Veranlassung des Abts Dominikus Schnitzer vom Kloster Weingarten ein Zehntstadel erbaut für die Abgabe des Zehnten an das Kloster
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17.02.1780 | Pfarrer Greyßing erhält für die Kirche Karsee eine Reliquie des hl. Kilian aus Würzburg mit Urkunde
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13.10.1800 | über das Kloster St. Gallen erhält Karsee eine Reliquie der hl. Ursula um 1800 Karsee bleibt von Napoleon und den französischen Soldaten verschont | |
26.01.1801 | Goldenes Priesterjubiläum von Pfarrer Franz Joseph Jakob Greyßing | |
Sept. 1822 | Bau eines neuen Pfarrhauses | |
22.02.1823 | Pf. Greyßing stirbt im Alter von 96 Jahren in Pfärrich und wird dort begraben | |
09.09.1831 | in der Kirche wird ein Christus (Geißelheiland) hinter einem Gitter angebracht | |
Juni 1834 | Kirche ausgeweißelt, die Friedhof-Ringmauer ausgebessert und mit einem Plattendach versehen, eine steinerne Treppe am Aufgang zur Kirche hergestellt anstelle der Hölzernen | |
1835 | dem Pfarrer Schmidt wird eine Holzremise mit Schweinestall gebaut, das heutige Pfarrschöpfle | |
1837 | Erweiterung des Gottesackers (Friedhof), das Kameralamt Weingarten kaufte dafür den Platz, der dem Wirt Isidor Nonnenmacher gehörte | |
20.07.1842 | Mesner und Schulmeister Meinrad Meichtele gestorben, er war von 1801 — 42 der erste Lehrer in Karsee | |
03.12.1842 | Schuss ins Fenster des Pfarrhauses bei Pf. Schmidt, nachts um 1/2 ! Uhr | |
06.07.1844 | dem Pfarrer Schmidt werden nachts 200 Krautsköpfe abgehauen, 114 Rüben und 375 Kohlraben ausgerissen | |
1844 | Vergoldung der Sonnen-Monstranz | |
1845 | Turmuhr renoviert | |
1847 | Orgel ausgebessert und mit mehreren hölzernen Pfeifen versehen | |
1848 | Hochaltar neu gefasst mit neuem Altarbild | |
Okt. 1852 | neues Schulhaus und Ökonomiegebäude fertiggestellt | |
1854 | Kirche renoviert und mit neuen Fenstern versehen | |
1856 | durch Orgelbauer Link von Giengen an der Brenz „neue Orgel gesetzt" | |
24.08.1873 | Primiz von Josef Fricker von Oberhalden | |
1877 | Abänderung und neue Fassung der Kanzel
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Juli 1885 | neues Hochaltarbild von Moric Jacob, Maler aus Wangen, damals wohnhaft in Ravensburg | |
1887 | neue Statuen von Kilian und Ursula, Kirchturm erhält goldenes Kreuz und Wetterfahne | |
08.12.1901 | Brand des Mesnerstadels | |
1903 | Außenrenovierung von Kirche und Turm | |
1903 | Bei Ausgrabungen im Garten des Bauern Diem in Englisweiler stößt man auf gut erhaltene Fundamente. Man vermutete, dass sie von einer Kirche oder Kapelle stammen könnten; schließlich steht auch bereits in der Urkunde von 861, dass in Eigileswilare eine Kirche (unam basilicam ) und ein Haus mit einem Hof bestanden habe. | |
01.12.1903 | erstes Telefon in Karsee bei Kaufmann Hämmerle | |
1904 | die „ziemlich heruntergekommene Orgel" wird von Firma Link renoviert, Register Gamba ausgebaut, 2 neue Register (Aeoline und vox celeste) eingebaut. | |
15.05.1904 | Primiz von Pater Jakob Peter von Oberwies | |
25.09.1905 | 2 neue Fenster von Hofglasmalerei Fr. X. Zettler in München eingebaut | |
20.05.1906 | weitere Fenster eingebaut | |
20.05.1906 | Einweihung einer Lourdesgrotte am Kirchturm unter Pfarrer Münst | |
27.05.1907 | Glockenweihe (Töne d, e. fis, a), Glockengießerei Hamm in Augsburg nimmt die 3 alten Glocken zurück, die mittlere von 1680, die kleine und die große von 1739 | |
10.06.1907 | Blitzeinschlag in den Glockenturm ohne Folgen | |
1908 | Blutfreitag — 20 Reiter aus Karsee nehmen am Blutfreitag in Weingarten teil; nach den Unterlagen des Klosters Weingarten hat sich die Karseer Reitergruppe bereits 1906 am Blutritt beteiligt. | |
1914 | neuer Traghimmel (Baldachin) für die Fronleichnams-Prozession | |
26.07.1914 | Primiz von Georg Diem in Karsee, Ausbruch des ersten Weltkrieges | |
Okt. 1914 | Marienbild von der Immerwährenden Hilfe angeschafft, berührt am Original in St. Maria Maggiore in Rom, geweiht von Papst Benedikt XV, gestiftet in Karsee von Frauen, deren Ehemänner und Söhne in den Krieg eingezogen wurden und die alle wieder zurückgekehrt sind. Keine Ablieferung der Glocken für den Krieg | |
Juli 1916 | neue Statue des hl Josef für den Seitenaltar | |
Okt. 1916 | neuer Tabernakel | |
Dez. 1918 | St. Anna Selbdritt als Relief (Wandtafel) | |
Mai 1920 | neue Uhrentafeln am Turm | |
21.09.1921 | Schwesternstation für Karsee vom Kloster Reute eingerichtet mit Schwester Tolentina und Edelburgis | |
26.03.1922 | Gründung eines Krankenpflegevereins | |
30.07.1922 | Primiz von Michael Pfau von Schweinberg | |
1923 | die Schwestern ziehen ins Ausgedinghaus von Pfarrer Diem, da „bei der Stimmung der Ältesten der Gemeinde ein Neubau (eines Schwesternhauses) kaum durchführbar war | |
Juni 1923 | Einrichtung des elektrischen Lichtes in Kirche und Pfarrhaus | |
Nov. 1923 | Währungsreform | |
Dez. 1923 | zu Weihnachten neuer Marienaltar wird auf die Männerseite (rechts) verlegt | |
1924 | mit der allgemeinen Pensionierung von Beamten wird auch Oberlehrer Wendelin Stier pensioniert | |
22.10.1925 | Wirtschaft von Glatz in Karsee abgebrannt | |
28.04.1927 | Primiz von Fridolin Stier von Oberhof | |
Frühj. 1928 | Omnibusverkehr eingerichtet zwischen Wangen — Leupolz — Karsee zum Wochenmarkt am Mittwoch, bisheriges hölzernes Vorhaus an der Kirche wird durch ein steinernes ersetzt | |
1932 | Innenrenovation der Kirche Nachprimiz von Pater Richard Mohr von Endersen am 2. Sonntag nach Ostern | |
23.05.1937 | Einweihung der Christkönigssäule bei Oberwies | |
30.06.1937 | alte Sakristei abgebrochen, die neue Sakristei ist doppelt so groß | |
1938 | erstmals Öschprozession mit den Blutreitern zum Christkönigsberg , diese wurde auch während des Krieges jedes Jahr abgehalten, die Fronleichnamsprozession war verboten | |
04.09.1938 | erstes Kirchenblatt für Karsee | |
Jan. 1939 | Religionsunterricht und Proben des Kirchenchors werden während des Krieges in der Sakristei abgehalten | |
01.02.1939 | die Schwestern übernehmen den Mesnerdienst | |
19.09.1939 | Glocken mit elektrischem Läutewerk versehen | |
Herbst 1939 | Blasebalg für Orgel mit Motor und Erneuerung der Orgel mit Verlegung des Spieltisches an die Seite der Empore | |
01.10.1940 | Anna Grabherr von Endersen wird Organistin und Chorleiterin | |
1941 | zum Passionssonntag 1941 wird die renovierte Orgel wieder eingebaut | |
26.02.1942 | drei Glocken werden für den Kriegsdienst eingezogen und mit Pferdeschlitten nach Ravensburg gefahren | |
31.08.1952 | Weihe von 4 neuen Glocken durch Pfarrer Schwarz, die alte kleine Glocke wurde zurückgegeben an die Glockengießerei Hamm in Frankenthal/Pfalz | |
01.10.1952 | Gründung der selbständigen politischen Gemeinde Karsee | |
22.01.1953 | neue Turmuhr von Firma Hörz in Ulm, da „die alte Leupolzerin" von 1882 altersschwach war | |
24.07.1955 | Primiz von Karl Joos von Siggenhaus | |
1956 | Kirche wird unter Pfarrer Achim von Arnim um 4 Meter nach hinten verlängert mit neuen Eingangstüren an der rechten und linken Seite. Bei der Innenrenovation wird ein Fresko aus dem Hochmittelalter im Chorraum wieder entdeckt und freigelegt. | |
Juli 1957 | Neues Deckengemälde (Flucht nach Ägypten) vom Wangener Maler Josef (Beppo) Braun | |
29.03.1959 | Primiz von Erwin Mock von Karsee — Grub | |
11.04.1959 | Pfarrer Dr. Achim von Arnim gestorben | |
28.05.1960 | Einweihung des neuen Jugendheimes, Hariolf-Ettensberger- Haus, erworben durch die Christ-Königs-Pfarrei in Ravensburg | |
April 1962 | neuer Glockenstuhl mit Stahlbetondecke eingebaut | |
Dez. 1962 | nach dem Tod von Schwester Gwendolina wird Schwester Novella ins Kloster Reute zurückgerufen und die Schwesternstation in Karsee aufgelöst | |
1962 | zu Weihnachten werden neue Kreuzwegstationen von Restaurator Hammer aus Ulm angeschafft | |
12.07.1964 | Einweihung des neuen Kriegerdenkmals im Friedhof | |
01.12. 1964 | Schwester Cilli Nadig übernimmt die Krankenpflegestation und den Mesnerdienst | |
Mai 1965 | Abbruch des alten Jugendheims an der Kiesgrube hinter dem Haus Pfau | |
April 1966 | Pfarrscheuer wird umgebaut zum Jugendheim mit Hilfe der katholischen Landjugend Karsee und der Pfarrei Ulm-Böfingen | |
01.03.1973 | Pfarrer Johannes Müller verlässt als letzter Pfarrer von Karsee die Gemeinde | |
19.12.1976 | erstmals Firmung in Karsee durch Prälat Max Müller, Pfarrverweser war Pfarrer Kling aus Waltershofen | |
1978/79 | Teilsanierung der Friedhofmauer Erschließung der Siedlung „Am Kirchberg" | |
14.06.1981 | erstmals Prozession zum Christkönigsberg vom Kreuz Pfau aus mit Bergmesse am Sonntag | |
27.09.1981 | Innenrenovation der Kirche elektronische und mechanische Sicherung der Figuren | |
14.08.1983 | Prozession am Sonntag und Messe auf dem Christkönigsberg aus Anlass der 75-Jahrfeier der Blutreitergruppe Karsee | |
27.11.1985 | Außenrenovation von Kirche und Turm | |
12.03.1989 | Auflösung des Krankenpflegevereins Karsee | |
03.08.1989 | Teilabriss und Neubau der südöstlichen Friedhofsmauer | |
Feb. 1990 | Erschließung der Siedlung „Beim Pfarrstadel" | |
19.01. 1992 | Einweihung des neuen Pfarrsaales Im Pfarrhaus | |
10.07.1994 | 800-Jahrfeier der Weihe der Karseer Kirche, geweiht durch den damaligen Konstanzer Bischof Diethelm von Krenkingen im Jahre 1194
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Juli 1995 | Die Stadt Wangen kauft ein Grundstück oberhalb des bisherigen Friedhofs für eine künftige Friedhofserweiterung mit Aussegnungshalle | |
18.10.1997 | Die beiden 30 m hohen Zypressen in der oberen und unteren Ecke des Friedhofs werden gefällt, da sie die Mauer auseinanderdrücken. | |
11.11.1997 | Der Klöppel der zweitgrößten Glocke ist abgebrochen | |
07.04.1998 | Neue Klöppel für alle 4 Glocken | |
15.11.1998 | Isolierung des Daches der Sakristei | |
Mai 1999 | Sanierung der linken westlichen Außenmauer der Kirche mit Grund- und Stützmauern; Beginn der Innenrenovation der Kirche, Erweiterung des Altarraumes mit neuem Altar und Ambo aus rötlich-braunem griechischem Argos-Marmor | |
05.09.-06.12. 1999 | Sonntagsgottesdienste in Leupolz,Werktagsgottesdienste im Pfarrsaal Karsee da während der Sanierung der ganze Innenraum der Kirche eingerüstet ist | |
26.12.1999 | Der Orkan „Lothar" zerstört am 2. Weihnachtsfeiertag den ganzen Wald der Kirchengemeinde bei Albishaus | |
02.04.2000 | Weihe des neuen Altars durch Weihbischof Franz Josef Kuhnle | |
21.05.2000 | Segnung des neuen Dorfbrunnens beim Rathaus | |
Juni 2000 | Auffrischung des Freskos, der Wandmalerei im Altarraum der Kirche aus dem Hochmittelalter (vor 1400) mit 6 Bildern | |
16.08.2000 | neue Läutemotoren für die 4 Glocken | |
26.11.2000 | Kirchenkonzert mit Musikkapelle und Kirchenchor zugunsten der Kirchenrenovation Unsere älteste Chronik „Urbarium de parochia Karsee von 1691" wird vom Diözesanarchiv Rottenburg als Kopie zurückgegeben. | |
Mai 2002 | am Pfarrhaus Dachisolierung, Trockenlegung und Sanierung der Außenmauer | |
01.06.2003 | nach Pensionierung von Pfarrer Josef Selig gehört die Pfarrei Karsee jetzt zur Seelsorgeeinheit Wangen, sogen. Nördliche SE mit St. Ulrich Wangen, Karsee und Leupolz Einrichtung eins Pfarrbüros im Pfarrhaus Karsee mit Pfarramtssekretärin | |
Juli 2005 | Spatenstich für neues Baugebiet „Bergesch" Einweihung des Rad- und Gehweges Karsee — Leupolz | |
04.12.2005 | Kirchenkonzert zugunsten einer neuen Aussegnungshalle | |
Herbst 2007 | Größere Schäden festgestellt an Decke und Dachkonstruktion der Kirche | |
19.11.2007 | das Bruderschaftsbuch von Karsee wird aus dem Diözesanarchiv Rottenburg zurückgegeben (restauriert und neu gebunden). Pfarrer Benedikt Feuerstein hat es am 20. 6. 1703 begonnen, es wird jetzt weitergeführt. | |
14.06.2008-03.05.2009 | Bau einer neuen Aussegnungshelle | |
14.04.2009-Mai 2010 | Sanierung und Renovierung von Decke und Dach der Kirche und des Turmes |
Die Geschichte von Karsee
Für die Geschichte unseres Dorfes Karsee und der früher und jetzt dazu gehörenden Gehöfte haben wir schon immer unsere älteste Pfarrchronik von 1691 zu Rate ziehen und sie auch als geschichtliches Dokument zugrunde legen können. Nach diesen Aufzeichnungen beginnt die Geschichte von Karsee mit dem Kirchenbau im Jahre 1190, selbst wenn hier zunächst eine Legende vorangestellt wird. Danach wurde das Holz für den Kirchenbau einige Male von einem höheren und außerhalb gelegenen Ort in den eigentlichen Ort Karsee im Tal unten auf unerklärliche Weise hin und her transportiert. Es gibt wohl kaum eine andere so kleine Gemeinde, die auf eine mehr als 800-jährige Geschichte zurückblicken kann. Bisher sind zwei ältere Zeugnisse aus unserem Gemeindegebiet bekannt, von denen die eine Urkunde am 1. April 861 angefertigt wurde und die bestätigt, dass unser Gehöft Englisweiler, damals „Eigileswilare" genannt, zu jener Zeit aus einer Kirche und einem Hof bestanden hat. Die zweite Urkunde stammt vom 14. April 870 und erwähnt das Gehöft Ruzenweiler, genannt „Ruodgozzeswilare". Diese beiden Höfe sind die einzigen in unserem Gemeindegebiet, die als Weiler (wilare) bezeichnet werden, nämlich der Weiler des Eigil und der Weiler des Ruadganz oder Ruodgozz. Zur Siedlungsgeschichte unseres Allgäuer Gebietes sagt Rudolf Fesseler folgendes: „ Als zwischen 700 und 850 die Wälder des Argen- und Laiblachtales gerodet wurden, entstanden dort „Großhöfe", häufig mit der Namensendung „wilare" oder „hofen",
Kleinsiedlungen ohne dörflichen Zusammenhang. Im Wangener Raum waren diese Einödhöfe von Anfang an landschaftsprägend.
Hinsichtlich des hohen Alters unserer Siedlungen oder Gehöfte möchte ich noch Eggenreute mit einbeziehen. Schon der frühere Name Etechenruti" ist uralt und verweist auf Zeiten und Ereignisse mindestens vor der ersten Jahrtausendwende. Hier gibt es in der Ahnenreihe der Welfen einen „Eticho", der dann als Graf in Ammergau im Jahre 910 gestorben ist. Oder ein weiterer Eticho aus dem Welfenstamm, der 982 Bischof in Augsburg war. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass ein ehemaliger Welfe aus Weingarten namens Eticho unsere Anhöhe roden ließ und dass Eggenreute als „Rodung des Eticho" zu deuten ist. Eine
Urkunde, die erstmals Eggenreute erwähnt, trägt allerdings erst ein Datum vom April 1245 (Urkunde B 515, U 1081).
Die wirklich älteste Urkunde aus unserem Gebiet erwähnt Karbach (Charabach), jetzt Gemeinde Amtzell, sie trägt das Datum vom 5. 3. 853.
Wir haben nun 4 Begriffe, die zusammengehören:
Dorf Karsee
See Karsee
Bach Karbach
Weiler Karbach
Der Ursprung ist das Kar, eine Vertiefung oder Schüssel, Senke, Mulde aus einer Eiszeit, in der sich Gletschereis gesammelt und später ein See, der Karsee, gebildet hat. Einen einzigen und winzigen oberirdischen Zufluss gibt es für den Karsee, vom Moosgraben her. Dafür aber hat der Karsee mehrere unterirdische Zuflüsse und einen Abfluss, der Seebach heißt.
Es gibt auch ebenfalls eine schöne Sage von den drei Fischen mit Glöckle; diese sollen vom Zellersee in Kißlegg her unterirdisch in den Karsee gelangt sein. Ein Hinweis und ein Schild ist am Karseer Rathaus angebracht.
Der Karbach fließt nicht durch den Karsee. Der Karbach entspringt nördlich von
Kehlismoos. Der Karbach bildet die natürliche Grenze zwischen den Gemeinden Karsee und Leupolz, eigentlich von Anfang bis Ende der Gemeindegrenzen. Pfarrer Feuerstein schreibt im Jahre 1691 folgendes:
„Auf der linken Seite des Weilers Edengut fließt ein Bach, der Carbach genannt wird, durch den Weiher, genannt Rohr-Weiher, durch den Wald und die Wiesen um Leupolz bis zum Weg an der Zipfel' schen Mühle (mula Cipolaense), an diesem Weg unterhalb des Waldes Schweinberg bis zu den Wiesen von Englisweiler."
(Der damalige Besitzer der Mühle nannte sich Zipfel oder Züpfel),
Der Karbach fließt am Ort und See Karsee und am Ort Leupolz vorbei, und mündet bei Oberau, unterhalb von Pfärrich in die Untere Argen.
Die Besiedlung des Dorfes Karsee zu rekonstruieren ist fast nicht möglich. Wie bereits Herr Dr. Rainer Jensch, Stadtarchivar von Wangen, bei einem Vortrag am 5. 10 2002 in Karsee sagte, muß „hier in Karsee im Mittelalter eine bedeutende Schnittstelle gewesen sein. In Richtung Osten waren die Ritter, die Ministerialen von Sankt Gallen, die Praßberger und die Leupolzer. Auf der anderen Seite in Richtung Bodnegg, Waldburg war das Einflussgebiet der Welfen, die vom Schussental aus, von Altdorf— Weingarten , die Neurodungen in unserer Gegend unternommen haben. An dieser Schnittstelle befindet sich Karsee."
Da um das Jahr 853 über Karsee selbst noch keine Zeugnisse vorhanden sind, kann man sich um das Dorf Karsee und andererseits den Ort Karbach wegen des jeweiligen Alters streiten. Woher weiß zum Beispiel jener Priester Cunzo, der im Dorf Karbach 853 zu beiden Seiten des Flüßchens bereits einen Besitz hatte, dass sein Ort
„Charabach" heißt und sein Flüßchen ebenfalls Karbach? Und was hatte der Priester Cunzo in Karbach zu tun? Amtzell, Pfärrich, Karsee oder Herfatz sind doch eigentlich weit entfernt vom Weiler Karbach. Es ist zu vermuten, dass um das Jahr 850 am See Karsee bereits Leute angesiedelt waren, nämlich Dienstleute oder Untergebene derer von Praßberg, und den See Karsee und das Dorf Karsee und den Bach Karbach und das Dorf Karbach bereits als solche bezeichnet haben. Und wer wusste schon damals, dass dieser See ein Kar ist. Karsee und Karbach müssen schon lange vor 850 bestanden haben. Die Sache mit einer Römerstraße in der Gegend um Karsee braucht nicht erörtert werden, weil es keine Anhaltspunkte dafür gibt. Die Römer hatten sich bereits um 395 über die Alpen zurückgezogen.
Um das Jahr 600 wurde zu Konstanz am Bodensee, „im Herzen des
Alamannenreiches", ein Bischofsitz gegründet. Das Kloster St. Gallen in der Schweiz wurde im Jahre 719 gegründet. Seit dem Jahre 800 ungefähr haben sich die Äbte von St. Gallen erheblichen Grundbesitz in allen Teilen von Vorderösterreich erworben, auch in unserem Heimatgebiet. Kloster Weingarten wurde als Benediktinerorden 1056 von Welf IV gegründet und erwarb sich dann ebenfalls Grundbesitz und Patronat über die Kirchen im Umland.
Dass unsere Kirche in Karsee im Jahre 1 194 durch den Konstanzer Bischof Diethelm von Krenkingen geweiht wurde, entnehmen wir dokumentarisch unserer Chronik von 1194. (Offenbar hat ein eifriger Historiker unserer Zeit ein genaues Datum für die
Weihe unserer Kirche für den 22. Mai 1194 zurückgerechnet. Selbst in der
Lebensbeschreibung des Bischofs Diethelm von Krenkingen ist nichts davon erwähnt.) Eine offiziell anerkannte Urkunde, wo die „Kirche von Karsee" erstmals erwähnt wird, ist das Abgabenbuch des Konstanzer Klerus, das „liber decimationis", vom Jahre 1275.
Hinsichtlich des Alters unserer Kirche kann man folgendes anbringen:
- Bei der Renovierung der Kirche im Jahre 1999 wurde für die Entfeuchtung der linken Kirchenmauer, entlang der Außenmauer, ein etwa 2 m tiefer Graben ausgehoben, wobei das alte Fundament der Kirchenmauer bestehend aus kleinen bis enorm großen Wackersteinen zu Tage kam. Die Kirchenwand wurde daraufhin mit zwei nebeneinander liegenden Betonmauern gestützt.
- Bei der Innenrenovation der Kirche im Jahre 1981 wurde der alte Bretterfußboden unter den Bänken herausgenommen. Dabei wurde etwa 2m hinter dem Mitteleingang auf der rechten Seite kurz vor der jetzigen Empore das Grab eines Priesters in seinen Priestergewändern entdeckt, der damals außerhalb der Kirche beerdigt wurde, wahrscheinlich noch vor der Kirchenrenovation im Jahre 1700.
- Bei der Renovierung der Kirche im Jahre 1956 wurde an der rechten Wand im Chorraum ein Fresko aus dem Hochmittelalter freigelegt, etwa aus dem Jahre 1400 oder noch früher. Die Löcher im Putz entstanden durch die Freilegung.
Über frühere Ansiedlungen und Gebäude im Ort Karsee können leider keinerlei
Aufzeichnungen gefunden werden. Zur Zeit des Baus und der Weihe der Kirche im Jahre
1194 haben wohl höchstens zwei Bauern im Ort gewohnt, die anscheinend dann auch das Holz für den Kirchenbau nach unten an den See gebracht haben (wenn man an die Sage glaubt). Die Bauern außerhalb hatten alle ihre Einzelhöfe. In der Urkunde Nr. 1092 vom 31. 10. 1289, die sich beim Staatsarchiv Stuttgart befindet, ist nur die Rede von „Gütern in Carsee", die Graf Rudolf von Montfort dem Kloster Weingarten überlässt. In der Urkunde von 1294 (Nr. 1097) spricht Ritter Hartmann von Praßberg ebenfalls nur von seinem „Gut zu Karsee und dem Kirchensatz (Patronatsrecht für die Kirche) mit dem See und Feldern"
Am 8. 9. 1357 spricht man dann von „dem Dorf zu Karsee" (Urkunde Nr. 1135). In der
Urkunde Nr. 1179 vom 28. 12. 1437 taucht dann ein erster Name auf: Herr „Rolina Fabri (Rolinus Faber) der eifrige Priester und Rektor der Pfarrkirche in Carsee", der sich äußerst heftig beim Landvogt und beim Abt von Weingarten beschwert, weil ihm die Bauern nicht den nötigen Zehnten in Naturalien und Geld geben wollen. Im Jahre 1555 hat erstmals der Pfarrer Konrad Lang in seiner Beschreibung der Pfarrei Karsee einige Namen von Karseer Bauern sowie Flurnamen aufgeschrieben. Ausführlicher hat Pfarrer Josef Benedikt Feuerstein in seiner Chronik von 1691 eine Pfarreibeschreibung abgegeben.
Danach war am Ort Karsee selbst der größte Hof das „Widdum-Gut" gewesen, dann folgte der Hof des Melchior Reischmann und das Gut des Paul Rothenhäusler als das „beste Haus im Dorf', ferner das Gut des Wirts Conrad Felder und das „Haasen-Gut" der Witwe des Hans Felder, „wo aber erstens auf Pauli Rothenhäuslers seinem Gut gehauset und des Haasen Gut mit ihm gehabt."
Wo das Widdumhaus gestanden hat, ist in dem „Ocularriß" von 1700 zu ersehen. Dieses spätere Gasthaus vom Hinteren Wirt, beziehungsweise Dreikönig, jetzt Vogter Straße 9, ist das älteste Gebäude im Ort Karsee. Bei seiner Renovierung vor dem Jahre 2000 kamen im Fundament und den Wänden ebenfalls Wackersteine zu Tage wie bei den Grundmauern der Kirche.
Der Ort Karsee war zunächst bekannt als Pfarrdorf, das Pfarr — „Amt Karsee" mit Kirche und Pfarrer, ohne „bürgerliche" Einrichtungen. Ein Gasthaus zum Adler, später Glatz, war lange vor 1800 vorhanden. Der Mesner hatte ein Wohnhaus, das spätere Schulhaus oder
Mesnerhaus mit Mesnerstadel. Schulmeister Meinrad Meichtele war von 1801 — 1842 Mesner und erster Lehrer in Karsee. 1852 wurde ein neues Schulhaus mit Ökonomiegebäude erbaut, da das alte Gebäude baufällig war. Während der Bauzeit wurde die Schule mit Schulverweser Bökeler beim Hinteren Wirt (Riedesser) abgehalten. Am 8. 12. 1901 brannte der Mesnerstadel ab. Im Jahre 1905 musste die Schule erweitert werden. Neuer Schulleiter war Wendelin Stier von 1905 bis 1. April 1924. Nach der Gründung der neuen politischen Gemeinde Karsee am 1. 10. 1952 erhielt die Gemeindeverwaltung mit Bürgermeister im Obergeschoss der Schule ihre Räume. Im Jahre 1965 wurde eine neue Schule gebaut mit Schulhaus, Turnhalle und Lehrerwohnung. Das bisherige Schulhaus wurde zum Rathaus umgebaut mit 2 Wohnungen.
Die Christkönigssäule auf dem Karseer Hausberg beim Hof in Oberwies wurde am 23. 5.
1937 eingeweiht. Seit 14. 6. 1981 wird jedes Jahr eine Bittprozession mit Messfeier auf dem Christkönigsberg gehalten, unter Beteiligung der Blutreiter von Karsee und Leupolz.
Zur heutigen Totensteige möchte ich persönlich folgendes ausführen:
Die Totensteige ist ein Fußweg und führt links vor „Hämmerles Buckel" bei Unteregg vorbei den Berg und Wald hinauf bis zur Rochuskapelle bei Baumann. Der eigentliche Fahrweg vom Dorf Karsee nach Sommers führte früher, vor Erbauung der neuen Straße, direkt am Hof Unteregg vorbei, an der alten Hütte, links der jetzigen Straße, ging durch den Wald hinauf bis zum Wartehäuschen, an der „Museumsstraße", bis zur Schreinerei Heine und dann nach Zeihers und Vogt. Selbst wenn zur Pestzeit im 17. Jahrhundert hinter Hämmerles Buckel noch kein Wald gestanden ist, so war und ist dieser Weg der heutigen Totensteige derart steil und bergig und schmal, dass ein Fuhrwerk oder Wagen mit Pferd, Kühen oder Ochsen zu keiner Zeit hätte weder hinauf noch hinunter fahren können. Es hat sich heute die feste und fixe Meinung gebildet, dass der Totenwagen mit den Pestleichen zur Pestzeit im 17, Jahrhundert durch diese Totensteige nach Karsee hinunter gefahren ist. Daran ist nunmehr weiter festzuhalten, entgegen jeder anderen Aussage. Zu welcher Zeit die Totensteige als Totensteige bezeichnet wurde, ist ungewiss. In keiner alten Pfarrchronik taucht dieser Name auf Die Totensteige kann niemals die Totensteige der Geschichte sein. Ich weise noch auf das Gedicht hin, wo der Radfahrer von Sommers her am Hof Unteregg vorbei fährt und die alte Untereggerin wegen der rasanten Fahrt fast zu Tode erschrickt.
Karsee, 12.06.2020, Walter Scheffold
Unser erster Chronist, Pfarrer Joseph Benedikt Feuerstein, begann die Chronik von Karsee im Jahre 1691. Er stammte von Feuersteinsberg im Bregenzer Wald in Vorarlberg und wurde vom zuständigen Patronatsherrn Abt Sebastian Hyller vom Kloster Weingarten als Pfarrer in Karsee ernannt und eingesetzt. Damals gehörte unsere Gegend zu Vorderösterreich und zum Bistum Konstanz. Pfarrer Feuerstein hat die ursprüngliche erste Chronik, die mit dem Kirchenbau von 1190 begann und die wegen der Pestzeiten und wegen des 30-jährigen Krieges (1618 - 1648) in einer Kiste im Boden vergraben war, wieder gefunden und so gut es ging neu geschrieben. Über den Bau der Karseer Kirche schreibt er wörtlich:
„Im Jahre 1190 versuchten die Einwohner dieser Gegend in dem Ortsteil Baumann beziehungsweise Dierenrain, wo bis jetzt noch zum Andenken eine kleine Kapelle erhalten ist, eine Pfarrkirche zu erbauen. Aus diesem Grunde fingen sie an, Holz zu schlagen, das tatsächlich tagsüber gesägt und für den Bau vorbereitet wurde, aber während der Nacht in die Ortschaft Karsee verbracht wurde. Da mehrere Tage hindurch das Holz ohne menschliches Dazutun weg geschafft wurde, glaubten die Bewohner, es sei eine göttliche Fügung, dass die Kirche dort erbaut werden sollte. So haben sie also die Kirche erbaut. Sie wurde 1194 von Bischof Diethelm von Konstanz geweiht. „
Diese „Legende vom Kirchenbau in Karsee" hat Lehrer und Rektor Ernst Praschak in dem Heimatkundebuch „Meine Heimat Wangen im Allgäu" in der Auflage von 1992 einmalig und reichlich ausgeschmückt und wie folgt beschrieben:
„Es war im Jahre 1191. Noch war unser See größer als heute, noch lag zwischen
Unteregg und Edengut ein zweiter See, der Rohrweiher. Die wilden Wälder am Schweinberg wurden nur langsam gerodet und zurückgedrängt und vieles Land, das heute fruchtbare Fluren trägt, war damals Sumpf und Moor. Das Dorf bestand nur aus wenigen Häusern. Hier und da zerstreut standen einzelne Höfe mit strohgedeckten Dächern und einem Brunnen vor dem Haus, und nur wenige magere Kühlein oder gar nur Geißen standen im Stall.
Es waren meist nur Bauern, die mit Mühe sich so viel erarbeiteten, dass sie leben konnten; waren sie doch fast alle "Hörige" und Untertanen eines
Herrengeschlechtes, für das sie fronen und den Zehnten abliefern mussten. Die Bauern des Dorfes waren samt Haus und Hof Eigentum des Praßbergers, der drüben an der Argen seine Burg hatte, während einige andere Höfe der Umgebung dem Grafen von Tettnang gehörten.
Auf der Anhöhe aber, die man nannte „auf dem Sumer", war schon damals an der Stelle, wo heute der Hof Baumann steht, ein stattliches Anwesen namens
Dierenrain. Der Bauer auf dem Hof Dierenrain war ein „Freier". Er brauchte nicht zu fronen und musste auch keinen Zehnten abliefern. Er war sein eigener Herr. Dieser Bauer hatte nun in jenem Jahre 1191 etwas ganz Besonderes vor. Er wollte eine Kirche bauen. Gleich unterhalb seines Hofes sollte sie errichtet werden. Weit sollte der Turm hinausblicken ins Land, und über Tal und See hinweg sollte die Glocke zum Gottesdienst rufen.
Als seine Nachbarn und die Leute im Dorf diesen Plan erfuhren, freuten sie sich und versprachen ihre Hilfe beim Bau; war ihnen allen doch der weite Weg in die Stadt zu beschwerlich, und eine andere Kirche gab es in der ganzen Umgebung nicht. Nun halfen die Bewohner beim Fällen der Bäume, andere beim Behauen und Zurichten der Stämme, beim Herbeischaffen von Steinen, Sand und Kalk, um bald mit dem Bau beginnen zu können. Aber es sollte anders kommen.
Als sich der Bauer Dierenrain eines Morgens erhob und ans Fenster trat, blieb er wie erstarrt stehen. Das Bauholz, das in der Nacht vorher noch auf dem Platz gelegen hatte, war weg, war verschwunden, so sehr sich der Bauer auch die Augen rieb. Nach und nach kamen die Bauhelfer herbeigelaufen, alle redeten durcheinander, doch niemand konnte sich diesen seltsamen Vorfall erklären. Noch während sie redeten, kam ein Bauer in großer Eile den Wald herauf und rief schon von weitem: „Hallo, das Holz liegt unten im Tal auf dem Hügel neben dem See."
Wirklich! Als die Leute ins Tal hinunter liefen, fanden sie ihr Bauholz aufgestapelt auf dem Hügel. „Ein Wunder ist geschehen", raunten die Leute untereinander. „Was Wunder!" rief einer, „einen bösen Streich hat man uns gespielt und das Holz in der Nacht hinunter gefahren." In mühevoller Arbeit wurde nun das Holz im Laufe des Tages wieder den Berg hinaufgeschafft. Aber was geschah? Am anderen Morgen war das Holz wieder verschwunden, und man fand es wieder auf dem Hügel neben dem See. Noch einmal schafften es die Leute auf den Berg hinauf. Doch diesmal erboten sich einige kräftige Männer, Nachtwache zu halten. Diesmal sollte das Holz nicht wieder verschwinden. Als die Wächter aber des Nachts beisammen saßen und gerade nicht auf das Holz achteten, war es wiederum verschwunden. Kein Laut war zu hören gewesen. Wie von Geisterhänden getragen, war es plötzlich weg. Noch in der Nacht liefen die Leute mit Fackeln ins Tal und fanden das Bauholz wiederum auf dem Hügel neben dem See. Nun gab es für die Bewohner keinen Zweifel mehr. Ein Wunder war geschehen. Das war, so sagten jetzt alle, ein Zeichen des Himmels, dass die Kirche nicht oben auf dem Berg, sondern unten im Tal erbaut werden sollte.
So geschah es dann auch Oben auf dem Berg errichtete man später zum Andenken an diese Begebenheit eine Kapelle, die dem heiligen Rochus geweiht wurde."
Über die Größe der ursprünglichen Kirche sind keine Aufzeichnungen zu finden. Man kann annehmen, dass die erste Erweiterung erst um das Jahr 1700 erfolgte. Wenn man davon ausgeht, dass das hochmittelalterliche Fresko, das sind sechs Bilder an der rechten Seitenwand im Altarraum, um das Jahr 1400 oder früher entstanden sind, dann kann man auch sagen, dass die nördliche
Außenmauer hinter dem Hochaltar gestanden hat und die südliche Außenmauer kurz hinter dem jetzigen mittleren Seiteneingang. Diese Annahme lässt sich durch folgendes stützen:
Bei der Renovation 1981 wurde der alte Bretterboden unter den Bänken heraus genommen. Dabei wurde auf der rechten (Männer-Seite rechts neben der vorderen Säule ein Priestergrab entdeckt Die bunten Fasern des Meßgewandes des Toten waren noch gut zu erkennen. Das Grab wurde mit Sicherheit damals außerhalb der Kirche angelegt und dürfte aus der Zeit vor der Kirchenerweiterung von 1700 stammen. Offiziell wurde nichts davon festgehalten, sondern die Grabstelle 1981 wieder zugeschüttet und mit Beton für den neuen Fußboden überdeckt Der bestattete Priester hat jetzt seine Ruhestätte im Kirchenraum.
Die gleiche Farbe wie die des Freskos im Altarraum wurde bei der Renovation 1999 auch in der Wölbung beim rechten Mittelausgang sowie unmittelbar unterhalb der Decke hinter dem Hochaltar entdeckt. Offiziell wurde dies alles wiederum nicht festgehalten, sondern die alten Farben wurden übermalt. Die Löcher im Fresko wurden bei einer früheren Innenrenovation, wohl lange vor dem Jahre 1800, angebracht, damit der neue Verputz besser halten sollte. Wahrscheinlich waren ursprünglich mehr als diese 6 Bilder vorhanden; diese wurden bei der Renovation im Jahre 1956 entdeckt und freigelegt. Erst bei der Innenrenovation 1999 konnten die Farben des Freskos fachgerecht wieder einigermaßen aufgefrischt werden.
Aus der gleichen mittelalterlichen Zeit wie das Fresko dürfte auch das originale
Apostelkreuz stammen, das auf der linken Seite hinter dem Chorbogen vor dem Eingang zum Turm angebracht ist. Die übrigen Apostelkreuze in der Kirche sind später diesem Original angeglichen und angebracht worden.
Die Sakristei befand sich in früherer Zeit im Glockenturm. Eine neue Sakristei wurde 1700 an der Nordseite der Kirche angebaut. Unter Pfarrer Josef Benedikt Feuerstein fand um die Jahrhundertwende 1700 eine größere Renovation statt. Die Kirche wurde nach Süden hin erweitert, wahrscheinlich ab dem
Mitteleingang bis zur Mitte der jetzigen Empore. Man kann dies an der leichten Rundung der Außenmauer erkennen. Man schrieb damals von einer Umgestaltung der Kirche zu einem Langhaus.
Gegen Ende des Jahres 1956 wurde die Kirche um 4 Meter nach hinten verlängert. Zur Verankerung des Fundaments im Boden wurden viele
Stahldrähte einzementiert. Der alte Treppenaufgang zur Kirche wurde entfernt. Zuvor führte erst eine lange Holztreppe von der Straße aus hinauf, die 1834 durch eine gemauerte Treppe ersetzt wurde. Der Haupteingang zur Kirche befand sich in der Mitte hinten. Die neue Treppe und der Zugang zur Kirche wurde 1956 an der linken Seite von Kirche und Friedhof angebracht. Wie in alten Tagen führt aber die Hauptstraße immer noch in einer Kurve rund um das Südende der Kirche. Der frühere Oberbürgermeister von Wangen, Herr Dr. Leist, sagte einmal: „ Alle Wege durch Karsee führen um die Kirche herum." Die letzte Innenrenovation der Kirche wurde mit der Weihe des neuen Altars am
2.4. 2000 abgeschlossen. Der neue Zelebrationsaltar sollte noch weiter zur
Gemeinde vorgerückt werden. Dazu musste der Altarraum verlängert werden. Auch sollten Altar und Ambo aus Stein sein und fest stehen. Bisher war der sogenannte Volksaltar nicht feststehend und aus Holz; er wurde 1980 vom Wagner und Holzschnitzer Franz Rösch aus Leupolz angefertigt. Für den neuen Altar und Ambo wurde ein rötlich-brauner griechischer Argos-Marmor verwendet. Alle Figuren und Statuen in der Kirche wurden in der Werkstatt des Restaurators erneuert, auch die Seitenaltäre und das Hochaltarbild. Das Kircheninnere und die Sakristei wurden zur Vernichtung des Holzwurmes begast. Da fast die ganze linke Kirchen-Innenmauer feucht war, wurde außerhalb das Fundament mit Beton befestigt. Das alte Fundament bestand und besteht aus kleinen bis enorm großen Wackersteinen. Auf einer zweiten Mauer stehen jetzt die bisherigen Grabsteine. Sämtliche Elektroleitungen und sonstigen Kabel wurden neu verlegt. Der Werktags-Gottesdienst fand während der Renovation im Pfarrsaal statt, zum Sonntags-Gottesdienst mussten die Karseer nach Leupolz gehen. Die Figuren und Statuen, die Kreuzweg-Stationen und die Putten über den Altären wurden entweder mechanisch oder elektronisch gesichert. Die Fenster wurden von außen doppelt verglast. Die 4 Glocken bekamen neue Stahlklöppel, nachdem ein Klöppel abgebrochen war. Auch neue Läutemotoren wurden angeschafft. Eine neue Lautsprecher-Anlage wurde eingebaut. Am 3.Adventsonntag, 12. 12. 1999, konnte die Messe wieder in der Kirche gefeiert werden. Am 2. 4. 2000 wurde der neue Altar von Weihbischof Franz Josef Kuhnle geweiht. Nachträglich wurde das mittelalterliche Fresko im Altarraum gereinigt und aufgefrischt.
Für eine neue Aussegnungshalle wurde am 14. 6. 2000 begonnen, Wasserleitung und Stromkabel von der Sakristei aus durch den Friedhof zu legen. Diese sollte außerhalb des alten Friedhofs entstehen, in einem Grundstück, das die Stadt Wangen von Gastwirt Siegfried Glatz für einen neuen Friedhof abgekauft hatte.
Zu diesem Zweck stifteten die Karseer Waldbesitzer das Holz. Von der Karseer
Baufirma Erwin Schmid wurde der Baukran sowie ein Facharbeiter zur Verfügung gestellt. Die Bauern halfen mit ihren Fahrzeugen die Baugrube auszubaggern und den Boden abzufahren. Es gab viele freiwillige Helfer, der ganze Bau der Aussegnungshalle wurde überwiegend in Eigenarbeit von den Karseern selbst erstellt. Am 3. 5, 2000 fand die Einweihung mit Messe unter dem Dach vor der Halle statt.
Eine aufwendige Außenrenovation im Jahre 2009 verschlang mehr als eine halbe Million Euro. Am Dienstag nach Ostern, 14.4. 2009, nach dem Dank-Gottesdienst mit den Erstkommunionkindern wurde die Karseer Kirche abgesperrt. Innen und außen und am Turm wurden Gerüste angebracht. Die Architekten befürchteten , dass die Decke der Kirche schon seit längerem einsturzgefährdet sein könnte. Nach intensiver Prüfung durch Fachleute der verschiedensten Fachrichtungen muß die Decke rings um das ganze Kirchengebäude neu befestigt und Balken ausgetauscht und angestückelt werden, da Nässe eingedrungen war und Balken verfault und voller Schwamm waren. Die Decke musste vollständig abgestützt werden. Früher hatte man die Enden der Deckenbalken, die auf den Außenmauern auflagen, eingemauert. So konnte die Feuchtigkeit, die von außen und vom Kircheninneren kam, nicht entweichen und das Holz verfaulte. Es war eine enorm aufwendige Arbeit vorallem für die Zimmerleute der Firma Prinz von Karsee-Brenner. Schließlich wurde auch noch das ganz Kirchen- und Turmdach neu eingelattet und mit neuen Dachplatten gedeckt. Am Turm wurde der alte Verputz vollständig abgeschlagen und anstelle der weißen eine gräuliche Farbe verwendet. Die Zifferblätter der Uhr wurden abmontiert. Die rötliche Farbe der alten Zifferblätter tropfte bei Regen immer ab und hinterließ eine rote Spur die Turmwand hinunter. Jetzt wurde eine tropfsichere Farbe angebracht sowie Zifferblätter aus nicht rostendem
Edelstahl. Die Architekten beabsichtigten, den bisherigen Glockenstuhl aus Eisen abzubrechen und die Glocken an ein Holzgerüst aufzuhängen. Auch war ein automatisches Uhrwerk vorgesehen. Die Geldmittel dafür wurden aber noch nicht bewilligt. Die Maler wurden mit ihren Arbeiten an der Außenwand des Turms vor Einbruch von Schnee und Kälte nicht mehr fertig, sodass die letzten Arbeiten erst im Mai 2010 abgeschlossen und das Außengerüst abgebaut werden konnten. Am Fest Allerheiligen, 1. 11. 2009, wurde der Gottesdienst wieder in der Pfarrkirche aufgenommen
Karsee, 01.10.2020 Walter Scheffold
Kirchen prägen unsere Städte und Dörfer; sie sind Stein gewordenes Zeugnis unseres Glaubens und Gegenpol zur alltäglichen, hektischen Welt. Hier versammeln sich die Menschen zum Gottesdienst, in die Kirchen tragen die Gläubigen ihre Nöte und Hoffnungen vor ihren Gott. Hier begehen sie die wichtigen Stationen ihres ganz persönlichen Lebens. Allein in der Diözese Rottenburg-Stuttgart gibt es mehr als 800 Kirchen. Bedeutende Bauten großer Architekten, prächtige Barockkirchen, kleine Dorfkirchen, moderne, nüchterne Betonkirchen mit kühler Ausstrahlung oder Gotteshäuser mit geradezu heimeliger Atmosphäre. Viele Menschen sind mit der Kirche an ihrem Wohnort stark verbunden. Sei es, dass der Raum sie in besonderer Weise anspricht, oder ein liebevoll gestalteter Blumenschmuck, ein feierlicher Gottesdienst, die Musik, das einfallende Licht. Manchmal ist es auch eine Begebenheit oder ein persönliches Glaubenserlebnis, die einem eine Kirche ganz eng ans Herz wachsen lassen.
(aus: Kath- Sonntagsblatt Nr. 16 vom 15. 4. 2012)
Jetzt, wo unser Gotteshaus in Karsee seit 2000 im Innern und 2010 rundherum neu gestaltet und restauriert worden ist, können wir auch wohl zufrieden und dankbar sein, dass wir so ein schönes Kirchlein haben. Einen Mangel gibt es indessen wie fast überall und sei es nur das Fehlen eines eigenen Pfarrers und Priesters im Dorf oder auch das Fehlen von Gläubigen in der Kirche beim Gottesdienst.
Bis zum 28. Februar 1973 hatte die Kirchengemeinde Karsee einen eigenen, investierten Pfarrer, der auch an der Hauptschule den Religionsunterricht erteilte.
Seit in Karsee die Pfarrchronik geschrieben wurde, gab es einige
Persönlichkeiten unter den Pfarrherren. An erster Stelle ist zu erwähnen Pfarrer
Joseph Benedikt Feuerstein von Feuersteinsberg im Bregenzer Wald. Er war
Pfarrer in Karsee von 1691 — 1711 und hat die an sich erste Pfarrchronik in einer Kiste im Erdboden gefunden, sie war dort seit über 100 Jahren vergraben und natürlich von Würmern zerfressen und zerstört. Er muß aber sicherlich gewusst haben, dass es eine solche gegeben hat und wo sie gelegen sein muß. Er hat die Chronik neu geschrieben, und seine neue gilt jetzt als erste Pfarrchronik von Karsee,
„Urbarium de Parochia Karsee anno 1691." Urbarium bedeutet nicht Chronik sondern eigentlich Grundbuch oder Güterbeschreibung, und deshalb konnte dieses kleine Büchlein in din a 5 Größe lange im Bischöflichen Diözesanarchiv in Rottenburg nicht aufgefunden werden, nachdem es um das 1977iger Jahr aus dem Pfarrhaus Karsee weggenommen wurde. Pfarrer Feuerstein hat um das Jahr 1700 eine größere Renovation der Pfarrkirche vorgenommen. Es wurde eine erste separate Sakristei an die Nordseite der Kirche angebaut, nachdem die erste Sakristei im Glockenturm untergebracht war. Ferner wurde die Kirche zu einem sogenannten Langhaus nach Süden hin erweitert. Über ein Pfarrhaus ist aus seiner Zeit nichts bekannt.
Aus einer früheren Zeit wäre zu nennen: „der ehrenwerte Mann, Herr Rollina Fabri, der eifrige Priester und Rektor der Pfarrkirche in Carsee", der im Jahre 1437 lebte und sich über seinen Rechtsanwalt in Leutkirch an den Abt Erhard vom Kloster Weingarten und an das Bischöfliche Ordinariat in Konstanz wandte und sich über seine Bauern in Karsee äußerst heftig beklagte, weil sie ihm nicht die zustehenden Zehnten, Abgaben und Einkünfte geben wollten. Zu erwähnen ist insbesondere Pfarrer Franciscus Josephus Jacobus Greyssing aus Bezau im Bregenzer Wald. Er war von 1771 - 1819 Pfarrer in Karsee. Er hatte einen Pfarronkel in Bergatreute. Im Jahre 1801 feierte er sein goldenes Priesterjubiläum in Karsee. Während seines Theologiestudiums wanderte er mehrmals zum Kloster in Kaufbeuren, wo damals die heilige Creszentia Höss von Kaufbeuren als Oberin wirkte. Sie schenkte dem Studenten ein einfaches hölzernes Kreuz, das 47 Jahre nach seinem Tod noch unversehrt in seinem Grab gefunden wurde. Pfarrer Greyssing starb am 22. 2. 1823 in Pfärrich und ist dort begraben. Als Ortspfarrer hatte er in Karsee zusammen mit einem gewählten Kirchenkonvent „das Recht und die Pflicht, ein Sittengericht abzuhalten." Zum Beispiel wurde einmal verhandelt, dass „beim Wirth einige Leute starck und theuer und über die Zeit spiehlten". Er richtete als erster einen Brunnen beim Pfarrhaus ein, der ihm Wasser in Holzröhren vom Dorf her zuführte.
Pfarrer Greyssing ließ eine vorhandene Monstranz vergolden und vergrößern und besorgte einen Partikel vom heiligen Kreuz sowie Reliquien des hl. Kilian und der hl. Ursula. Wahrscheinlich ist ihm auch das übergroße Kreuz in der Kirche zu verdanken und das Taufbecken.
Dem Pfarrer Johann Georg Schmidt waren nicht alle Pfarrangehörigen gut gesonnen. Am 3. Dezember 1842 wurde ihm „nachts um 1/2 1 Uhr wegen eines Vorhalts, den der Pfarrer pflichtgemäß machen musste, in das Pfarrhaus geschossen mit einem scharf geladenen Gewehr. Als ich hierauf erklärte, dass ich mich dadurch nicht abhalten lasse von der Erfüllung meiner Pflicht, wurde mir am Fasnachtssonntag ein Fenster eingeworfen." Kurze Zeit später wurde dem Pfarrer sogar „von boshaften Menschen 200 Krautsköpfe abgehauen, 114
Dickrüben und 375 Kohlraben ausgerissen."
Am 7. 5. 1936 fand die feierliche Amtseinsetzung von Pfarrer Anton Schips statt. Er ließ das Denkmal des Christkönigs auf der Höhe von Oberwies errichten. Den Entwurf der Säule gestaltete Professor Theodor Schnell von Ravensburg, die
Ausführung in Keupersandstein aus einem Steinbruch in der Gegend um
Würzburg machte Alois Joser u. Sohn in Leutkirch und die Vergoldung Malermeister Benedikt Peter in Karsee-Riefen. Auf einem 5 m tief betonierten
Fundament erhebt sich das 8 m hohe und 200 Zentner schwere Denkmal. Die
Einweihung der Christkönigssäule fand am 23. Mai 1937 statt. Während des
2. Weltkrieges wurde der Pfarrer aus der Schule verbannt. Daraufhin erteilte Pfarrer Schips ab 1938 den Religionsunterricht in der Sakristei der Kirche. Bei der Sonntagspredigt stand der (Nazi-) Lehrer hinten in der Kirche, begutachtete und spionierte den Prediger aus.
Ab 1954 hatte Karsee einen adligen Pfarrer, Dr. Achim von Arnim aus Glatz in Schlesien. Von ihm stammt ein Buch „Der unsterbliche Petrus". Unter Pfarrer von Arnim wurde die Kirche um 4 Meter nach hinten verlängert.
Ein berühmter Geistlicher, gebürtig aus Karsee-Oberhof, war Professor Dr.
Fridolin Stier. Er wurde 1927 zum Priester geweiht und lehrte an der Universität Tübingen über das Alte Testament, Er starb am 2. 3. 1981. Ihm wurde 2013 eine Gedenktafel an der Außenwand der Karseer Kirche bei der Sakristei gewidmet.
Karsee, 01.10.2020 Walter Scheffold
Auszug aus der Festschrift von 1994
An der Stelle des heutigen Rathauses befand sich seit alten Zeiten „das Mesnergut, das unter dem Namen Conventgütle dem Kloster Weingarten gehört hatte. Unter dem 7. März 1667 wurde dasselbe dem Mesner Melchior Reischmann und seiner Ehefrau als Lehen übergeben, um binnen Jahresfrist eine notdürftige Behausung zu erstellen. Es war bis zu dieser Zeit noch kein Haus auf dem Gut." Bei der Belehnung im Jahre 1703 wurde das Mesnergut dem Sohn des Mesners Josef Reischmann übertragen.
Nach dem Klosterprotokoll von 1703-06 stellte der Pfarrer Feuerstein das
Anerbieten, auf seine Kosten ein Haus für einen künftigen Mesner und Schulmeister zu bauen. Josef Reischmann hatte aber nicht mehr den Mesnerdienst inne; er traf mit einem Sylvester Fricker ein Abkommen und überließ diesem (1721 - 1724) das Gut. Sylvester Fricker erhielt es zur Bestätigung vom Kloster als Lehen und baute darauf das erste Haus. Er erhielt als Bausteuer im Jahre 1733 vom Kloster Weingarten „6 Aimer Wein und 6 Streichen (d.h. Simri) Mischelfrucht". Nach dem Tode des Sylvester Fricker wurde sein Sohn Anton Fricker vom Kloster angenommen und belehnt.
Nachfolger des Anton Fricker und dessen Schwiegersohn war Meinrad Meichtele. Dieser war von 1801 bis 1842 Mesner und Schulmeister in Karsee. Er ist der erste uns benannte Lehrer in Karsee.
Sein Mesner- und Schulhaus wurde schließlich so baufällig, dass es abgerissen werden musste. Während der Bauzeit bis 22. 10. 1852 wurde die Sonntags- und Werktagsschule unter dem nun zuständigen Lehrer und Schulverweser Bökeler im Gasthaus Dreikönig Hinterer Wirt) bei Alois Riedesser abgehalten.
Aufgrund des Dekrets des „Königlich-Katholischen Kirchenraths" in Stuttgart wurde 1852 „ein neues Schul- und ein abgesondert stehendes Ökonomie-Gebäude auf einem ohnehin zur Schulstelle gehörigen Platz errichtet".
um 1733 erstes Mesnerhaus erstellt um 1850 wegen Baufälligkeit abgerissen
22. 10. 1852 neues Schulgebäude und Ökonomiegebäude erstellt
(siehe Foto im roten Karseebuch Seite 26)
14. 11. 1882 Brand des Mesnerstadels (=Ökonomiegebäude)
08. 12. 1901 errichteter Mesnerstadel wieder abgebrannt, nicht mehr aufgebaut
01. 05. 1905 - 06 Erweiterung der Schule (trotz Differenzen mit dem Schultheißenamt in Vogt)
01. 10. 1952 Gründung der selbständigen Gemeinde Karsee
05. 10. 1952 Einrichtung eines neuen Rathauses im bisherigen Schulgebäude im oberen Stockwerk
27. 11. 1965 Einweihung der neuen Schule mit Turnhalle
15. 01. 1968 das Innenministerium verleiht der Gemeinde Karsee ein Wappen und eine Flagge
02. 02. 1968 Rathausumbau vollendet, Rathausräume jetzt im ganzen Parterre
a) Aus den Jahren 1680 und 1739 hatte Karsee 3 Glocken besessen, die mittlere von 1680 hatte Leonhard und Peter Ernst aus Lindau hergestellt, die große und die Kleine von 1739 hatte Baptist a Porta aus Bregenz gegossen.
b) Am 25. 5. 1907 war die Weihe von 4 neuen Glocken, gegossen von der Glockengießerei Hamm in Augsburg; die alten Glocken wurden dorthin abgegeben.
Die große Glocke war dem heiligen Michael geweiht, hatte 1.225 kg und Ton d, die 2. Glocke war den heiligen Kilian und Ursula geweiht, hatte 875 kg und Ton e, die 3. Glocke war der hl. Familie geweiht, hatte 615 kg und den Ton fis, die 4. Glocke war dem hl, Laurentius geweiht, hatte 360 kg und Ton a. Im 1. Weltkrieg 1914-18 mussten die Glocken nicht abgegeben werden. Im 2. Weltkrieg, am 24. 2. 1942, läuteten sie zum letzten Mal, da sie als
Kriegsmaterial eingezogen wurden; die kleine Glocke durfte dableiben.
c) Am Sonntag, 31. 8. 1952, war wieder Glockenweihe.
Die große Glocke ist der hl, Dreifaltigkeit geweiht, trägt deren Symbol: drei ineinander verschlungene Ringe und die Inschrift: "Ehre sei dem Vater durch den Sohn im heiligen Geist". Sie hat den Ton d und wiegt 1420 kg.
Die 2. Glocke ist die Marienglocke und trägt das Mariensymbol mit den Sternen und die Inschrift: „Du bist gebenedeit unter den Weibern und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes". Sie hat den Ton f und wiegt 870 kg.
Die 3. Glocke ist die Evangelienglocke und trägt als Symbol die griechischen Buchstaben Alpha und Omega mit einer Krone und die Inschrift: „Selig, die das Wort Gottes hören und bewahren". Sie hat den Ton g und wiegt 620 kg.
Die kleine Glocke trägt als Symbol ein flammendes Herz in einem Dreieck. Die Inschrift lautet: „Wo die Güte und die Liebe wohnt, dort nur wohnt der Herr". Sie hat den Ton b und wiegt 360kg,
Auf allen 4 Glocken ist am unteren Rand vermerkt: „Meister Hermann Hamm, Frankenthal, goß mich A. D. 1952 für die katholische Gemeinde Karsee - Allgäu".
Über die geschichtliche Vergangenheit und die Entstehung des Hofgut Baumann gibt es keinerlei offizielle Urkunden. Für uns Karseer zählt jedoch unsere erste Chronik in lateinischer Sprache als reelle Urkunde, nämlich das „Urbarium de parochia Karrsee anno 1691", das unser Pfarrer Josephus Benedictus Feuerstein ab dem Jahre 1691 begonnen und geschrieben hat. Ein Urbarium ist eigentlich eine Güterbeschreibung; aber dieses Urbarium ist darüber hinaus wirklich eine echte Chronik unserer Pfarrei und des Ortes Karsee. Diese ganze Sache über den Bau der Kirche von Karsee im Jahre 1190 hat Pfarrer Feuerstein aus den übrig gebliebenen Resten der an sich ersten Chronik von 1190 entnehmen können.
Pfarrer Feuerstein schreibt wörtlich:
„Im Jahre 1190 versuchten die Einwohner dieser Gegend in dem Ortsteil
Baumann beziehungsweise Dierenrain, eine Pfarrkirche zu erbauen"
Das bedeutet, dass es dort oben auf der Anhöhe tatsächlich bereits im Jahre
1190 ein Hofgut namens „Dierenrain" gegeben hat. Nachdem der Ortsname
„Baumann" bis heute besteht, muss der Name „Dierenrain" der ursprüngliche
Name sein. Man kann hier nur Vermutungen anstellen, Wie kann es zu dem Namen „Dierenrain" gekommen sein? Ein Personenname kann dies jedenfalls nicht sein; denn die Wortsilbe „rain" lässt nur auf einen Flurnamen schließen. Ein Rain ist eine bergige Anhöhe oder Abgrenzung. Dies trifft auf unser fragliches Gut eindeutig zu, es ist an einen Abhang angebaut, an einen Rain. Vielleicht war dies sogar einmal ein dürrer Rain, sodass in Abwandlung des Wortes der dürre Rain oder der Dierenrain entstanden ist. Um das Jahr 1190, zur Zeit des Kirchenbaus, muss der Gutshof bereits bestanden haben. Pfarrer Feuerstein hat dies aus der ursprünglichen ersten Chronik von 1190 entnommen und dokumentiert.
Rudolf Fesseler schreibt über die „Wangener Landtafel" von Johannes Andreas Rauch von 1617 über die Siedlungsgeschichte unseres Gebietes folgendes: „Als zwischen 700 und 850 die Wälder und Moore des Argen- und Laiblachtales gerodet wurden, entstanden dort „Großhöfe", häufig mit der Namensendung „wilare" oder „hofen", Kleinsiedlungen ohne dörflichen Zusammenhang. Im Wangener Raum waren die Einödhöfe von Anfang an landschaftsprägend. Eine erstmalige urkundliche Erwähnung wäre somit jene Chronik von 1190 gewesen. Irgendwann zwischen 1190 und 1691 wird es dann eine Familie mit Namen Baumann gegeben haben, welchem der heutige Hofname zu verdanken ist. Dass es keinerlei offizielle Urkunden zu finden gibt, muss allein daran liegen, dass damals schon auf Dierenrain ein unabhängiger Gutsherr gesessen hat, der offenbar keine Abgaben oder Zehnten zu leisten hatte.
Ab dem Jahre 1670 war dann eine Familie Zimmermann in Baumann ansässig; sie verblieb dort mindestens 100 Jahre bis 23. 4. 1880, als Walburga Zimmermann im Alter von 59 Jahren verstarb.
Der Einzug der Familie Mangler ist nicht sicher nachgewiesen, wahrscheinlich war dies um das Jahr 1840. Die Oma Josefa Stützenberger war die letzte gebürtige Manglerin, zugleich die erste Frau Stützenberger.
Die kleine Kapelle am Weg, die dem heiligen Rochus geweiht ist und die zu dem heutigen Hof Baumann gehört, muss nach den Angaben von Pfarrer Feuerstein vor dem Jahre 1691 oder etwa nach dem 30-jährigen Krieg 1648 gebaut worden sein.
Hinsichtlich der heutigen sogenannten „Totensteige" bin ich nach wie vor der Ansicht, dass dieser Weg von keinerlei Fahrzeug befahren werden kann und auch in der Vergangenheit nicht befahren werden konnte, weil er einfach zu steil ist. Vielmehr mussten alle Fahrzeuge über Sommers und an Unteregg vorbei nach Karsee hinunter fahren. Dieser Weg ist noch immer im Wald zu finden und müsste auch die eigentliche Totensteige sein.
Im Übrigen gibt es bei Stützenbergers in Baumann ein Gemälde aus der Nachkriegszeit 1945, wo die Ortschaft Karsee von Hämmerles Buckel aus gemalt worden ist und wo die alte Kegelbahn vom Hinteren Wirt im Vordergrund zu sehen ist. Dieses Bild hat unbedingt einen unvorstellbaren Seltenheitswert. Die Malerin, Frau Hieble, hat damals auch andere Gehöfte von Karsee gemalt.
Karsee, 16.09.2021
Walter Scheffold
Brenner ist eine sehr alte Siedlung, es war sogar einst ein Gutsherrenhof. In einer Urkunde des Klosters Sankt Gallen vom Jahre 1294 wird der Name erstmals erwähnt. Darin ist „Friedrich der Brenner" Zeuge eines Kaufvertrages, mit welchem der Ritter Hartmann von Praßberg seinen Besitz zu Karsee an das Kloster Weingarten verkauft. In dieser Urkunde werden weitere Zeugen aus hiesiger Umgebung aufgeführt: der Lutpriester von dem Lutpolz (Leutepriester von Leupolz), Berthold von Moshain (ehemalige sehr große Burganlage, jetzt Mosing, gegenüber dem Gasthaus Reichsdose, oberhalb von Amtzell), Ulrich von Guglinberg (jetziger Hof Nunnenmacher in Felbers), Hermann uf Swinberc (Schweinberg), der Hase von dem Lupolz (Leupolz), Geber von Haldun (Gebhard von Karsee-Oberhalden). Diese Personen und Orte hat es also bereits 1294 gegeben, das sind 100 Jahre (zwei Generationen) nach der Weihe der Karseer Kirche im Jahre 1194.
Ferner gibt es Urkunden im Hauptstaatsarchiv Stuttgart vom 6. 11. 1302 und vom 8. 3. 1307, die der erwähnte „Herr Friedrich von Brenner" verfasst hat. Hier wird auch sein Vater „Sigboto von Schönau" genannt, sowie seine Kinder Friedrich, Hermann Rabotto, Adelheid und Katharina. Diesem Ritter Friedrich gehörten zu eigen: Grundstücke zu Schierings, eine Burg oder Berg Willenberg, das Gut Lehmos, Gut Mos, Gut Lugmans (= Luppmanns), ein Gebäude Wüstenberg, das Anwesen zum Hüsle (= Starenberg), ein Gut zum Ruis (= Reibeisenmühle), Gut zur Luppenmühle und Gut zum Korb. Der Ritter Friedrich von Brenner war demnach ein wohlhabender und freier Grundbesitzer, der sich, zumindest seit 1302, den Titel „Ritter" (lateinisch = miles) zuschreiben durfte. Er war ein sogenannter Ministeriale des Klosters Sankt Gallen und gehörte zum niederen Adel. Die Familie des Friedrich, der 1294 lebte, dürfte neu nach Brenner zugezogen sein, da sein Vater Sigboto von Schönau stammte. Wie der Ritter Hartmann von Praßberg im Jahre 1294, stellte auch Ritter Friedrich der Brenner im Jahre 1302 seine Familie und seinen Besitz unter das Patronat und die Gerichtbarkeit des Klosters Weingarten. Der Sohn dieses Friedrich, Rapotto oder Rapold von Brenner, durfte ein eigenes Wappen führen, ein Schild mit drei züngelnden Flammen; er durfte sich jedoch nicht Ritter nennen. Ein weiterer Sohn, Friedrich oder Frick, zog dann von Brenner weg nach Wangen und war dort Werkmeister.
Der Name Brenner wird gerne mit Feuer in Verbindung gebracht, wie auch das
Wappen des Rapold zeigt. Manche vermuten auch, dass es an dem Ort einen Köhler gegeben habe, der einen Kohlenmeiler betrieben hat, oder dass der Ort einmal einem Hofhändler in die Hände gefallen sei, der dort einen Wald abgeholzt oder gerodet hat für eine Siedlung.
Es ist nun aber belegt, dass der Name Brenner ein Familienname war. Im Jahre
1300 lebte in Altdorf (Weingarten) eine Mechthild Brennerin. Mit ihr traf sich Ritter Friedrich der Brenner zum letzten Mal im Jahre 1313; sie dürfte wohl seine Schwester gewesen sein, die den Familiennamen Brenner oder Brennerin auch nach einer eventuellen Heirat beibehielt, wie es damals üblich war. Ab dem Jahre 1344 wurden Mitglieder der Familie Brenner als Bürger von Ravensburg erwähnt Rapold Brenner blieb wohl auf dem Gut, das er vom Vater geerbt hatte; er wird letztmals 1362 genannt. Der Gutshof behielt von da an den Namen
Brenner.
Besonders wichtig finde ich hierzu den Hinweis auf den Berg und Pass Brenner, den Brennerpass. Auch dort sind Nachforschungen angestellt worden über die Namensgebung. Ich zitiere folgendes:
„Die wesentlich wahrscheinlichere Etymologie des Namens geht auf das Spätmittelalter zurück 1288 ist urkundlich ein „Prennerius de Mittenwalde“ belegt (das heutige Passdorf Brenner hieß damals noch Mittenwald), der in den 1290-er Jahren noch mehrmals erwähnt wird und am Pass eine Hofstelle hatte,
Prenner lässt sich dabei wohl auch als Bezeichnung für einen Mann, der
Brandrodung betreibt, deuten. Im 14. Jahrhundert vollzog sich dann der
Wechsel, mit dem der Personen-/Hofname zu einer Bezeichnung für die gesamte Passhöhe wurde. 1455 wird der Pass in Brixner Aufzeichnungen als der „Prynner" bezeichnet. Am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit erscheint der mittel- bzw. neulateinische Name „Mons Brennus't.
Ab 1600 gab es in Brenner eine Familie Ibelin, ab 1625 eine Familie Sterk oder Störck,
ab 1712 eine Familie Hirscher,
ab 1758 eine Familie Seiz.
Am 28.4. 1762 heiratete Josepha Seizin von Brenner den Joseph Griebel von Elmenau bei Neukirch. Sie erbte den Hof in Brenner, wobei für die Eltern Seiz im Jahre 1763 ein Nebenhäusle als Leibgeding gebaut wurde.
Bei uns in Karsee gibt es zwei ähnlich klingende Ortsteile, Edengut und Edenhaus. Die geschichtliche Namensdeutung ist für beide Weiler die gleiche. Edengut war das Gut in der Öde und Edenhaus das Haus in der Öde oder Einöde; schriftlich wurden beide als Oedenguot oder Oedenhus bezeichnet. Es waren Einödhöfe und Großhöfe, wie sie im Raum Wangen im Allgäu von Anfang an die Landschaft prägten, von ihrer Gründung an seit den Jahren um 850 und 1000. Diese Ansicht vertritt insbesondere Rudolf Fesseler in seiner Siedlungsgeschichte über die „Wangener Landtafel" von Johannes Andreas Rauch von 1617, Wenn jemand noch den Buchstaben M vor den Ortsnamen setzt, also sprich Medaguat oder Medahus, dann kann das nur ein Karseer und Allgäuer tun, es ist Umgangssprache und bedeutungslos. Edenhaus und Edengut liegen beide abseits einer Durchgangsstraße, sozusagen in der Einöde. Edenhaus und Edengut werden heute nicht mehr bewirtschaftet; die Landwirtschaft wurde aufgegeben. Erstmals urkundlich erwähnt wird Edengut als „das Guot ze dem Oedenguot" in der (bereits deutsch geschriebenen) Urkunde vom 8. (12.) September 1357, die beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart in dem Bestand B 515 unter Nr. 1135 verwahrt wird.
Irrtümlich wurde auch eine Urkunde vom Jahre 1294 genannt, in der Edengut zuerst erwähnt worden sei. In dieser Urkunde ist Edengutjedoch tatsächlich nicht genannt. Somit gilt als Ersterwähnung für Edengut das Datum von 1351
Edengut hat schon immer zur Pfarrei Karsee gehört, es liegt zudem auf der rechten Seite des Karbachs; links des Karbachs ist Leupolzer Gebiet. Mittelhub liegt zwar rechts vom Karbach, wurde jedoch zu irgendeiner Zeit nach Leupolz eingepfarrt oder eingemeindet. Im Jahre 1618 unter Michael Felder hat Mittelhub jedenfalls noch zu Edengut und zu Karsee gehört. Der Rohrweiher war ursprünglich der aufgestaute Karbach und flächenmäßig größer als der
Karsee. Jetzt nach der Entwässerung fließt der Karbach fast am Rand des Rohrweiher
Beckens entlang und somit gehört das linksseitige Gebiet zusammen mit dem Weiler Rohrweiher zur Gemeinde Leupolz. Dies war um das Jahr 1700 offenbar nicht der Fall, als der Rohrweiher noch Wasser hatte, wie der Karseer Pfarrer Josef Benedikt Feuerstein bestätigte.
Eine Besonderheit kann noch erwähnt werden, die zwischen den beiden Weilern Edenhaus und Edengut besteht, das betrifft die Geschlechter mit dem Familiennamen „Felder".
Im Jahre 1531 wohnte in Edengut ein Hans Velder oder Felder, dem das Gut gehörte. Dieser
Familienname Felder bestand dort über 100 Jahre, bis wieder ein Hans Felder auf den 29. Juni
1648 aus der Leibeigenschaft des Klosters Weingarten entlassen wurde und ein anderes Geschlecht dort einzog. In Edenhaus lebt ebenfalls ein Geschlecht der Familie Felder und zwar über 200 Jahre lang seit mindestens 1710 bis heute. Es mag der Familienforschung überlassen bleiben, weiteres zu unternehmen und eventuelle Zusammenhänge klarzustellen. Der Name Felder taucht in der Vergangenheit auch noch in anderen Ortsteilen von Karsee auf. Es gibt noch eine weitere Besonderheit in Edengut. Auf dem Gutsgelände steht ein schmiedeisernes, seltenes, sogenanntes „Anna-Christi.Kreuz". An ihm sind die Gegenstände und Marterwerkzeuge angebracht, die in der Leidensgeschichte Jesu Christi in den Evangelien aufgeführt sind.
Bei uns in Karsee gibt es zwei ähnlich klingende Ortsteile, Edenhaus und Edengut. Die geschichtliche Namensdeutung ist für beide Weiler die gleiche.
Edengut war das Gut in der Öde und Edenhaus das Haus in der Öde oder Einöde. Schriftlich wurden beide als Oedenguot und Oedenhus bezeichnet. Es waren Einödhöfe und Großhöfe, wie sie im Raum um Wangen im Allgäu von Anfang an die Landschaft prägten, von ihrer Gründung an seit den Jahren 850 und 1000. Diese Ansicht vertritt insbesondere Rudolf
Fesseler in seiner Siedlungsgeschichte über die „Wangener Landtafel" von Johannes Andreas Rauch von 1617. Wenn jemand noch ein M vor den Ortsnamen setzt, also sprich Medaguat oder Medahus, dann kann das nur ein Karseer und Allgäuer tun, es ist Umgangssprache und bedeutungslos. Edenhaus und Edengut liegen beide abseits einer Durchgangsstraße, sozusagen in der Einöde. Edenhaus und Edengut werden heute nicht mehr bewirtschaftet, die Landwirtschaft wurde aufgegeben.
Edenhaus wird erstmals erwähnt in einer sogenannten Papst-Urkunde von Papst Urban IV, unter dem Datum vom 25. 2. 1262; damit stellte der Papst bestimmte Orte wie
„Oedenhus" oder Odenhus, in denen das Kloster Weißenau einen Besitz hatte, unter seinen besonderen Schutz. Kloster Weißenau gehörte damals zur Diözese Konstanz.
Nach einer Urkunde vom 19. 6. 1525 lebten in Ödenhaus der Simon Sterck (Sterckh) und seine Ehefrau Ursula Frickerin (Frickherin), denen der Abt Gerwin Blarer vom Kloster Weingarten Haus und Hof als Lehen verliehen hatte. Dies bestätigt auch eine Urkunde vom 22. 12. 1533. Die Urkunden befinden sich beim Hautstaatsarchiv Stuttgart. Zu Edenhaus gehörte im 16. Jahrhundert auch ein Weiher, eigentlich ein Fischweiher des Klosters Weingarten.
Eine Besonderheit kann noch erwähnt werden, die zwischen den beiden Weilern Edenhaus und Edengut besteht, das sind die Geschlechter mit Namen „Felder". Im Jahre 1531 wohnte in Edengut ein Hans Velder oder Felder, dem das Gut gehörte. Dieser Familienname Felder bestand dort über 100 Jahre, bis wieder ein Hans Felder auf den 29. Juni 1648 aus der Leibeigenschaft des Klosters Weingarten entlassen wurde und ein anderes Geschlecht dort einzog.
In Edenhaus lebt ebenfalls ein Geschlecht der Familie Felder und zwar über 200 Jahre lang seit mindestens 1710 bis heute. Es mag der Familienforschung überlassen bleiben, weiteres zu unternehmen und eventuelle Zusammenhänge klarzustellen. Der Name Felder taucht auch noch in anderen Ortsteilen von Karsee auf.
Nach Auskunft der heutigen Besitzerin von Edenhaus wurde das alte baufällige Wirtschaftsgebäude um das Jahr 1955 abgerissen und der Stall und Stadel auf der gegenüberliegenden Hofseite neu aufgebaut. Der frühere Zustand wurde von einer Frau Hieble nach dem Krieg in einem Gemälde festgehalten.
Zu dem Weiler Eggenreute zählen heute:
1. Der sogenannte Klosterhof mit Gastwirtschaft und Wohnung sowie der Zehntstadel als ehemaligem großem Wirtschaftsgebäude
2. Das Hofgut des Siegfried Fricker als einheitlicher großer Bauernhof mit Wohnung, Stallung und Stadel
3. Das Anwesen des Hermann Rettenmaier mit Wohnhaus und separatem Stadel
Von drei Hofstellen berichtet bereits im Jahre 1589 Michael Lautherius, der Landschreiber der Landvogtei Schwaben in Altdorf (Weingarten). Er hat im Jahre 1589 die erste amtliche Beschreibung der Landvogtei geschrieben. Zu dem „Ampt umb Amptzell" zählte er damals „ 3 Höf in Eckhenreutten".
Wenn man von den vorhandenen alten Urkunden ausgeht, dann gäbe es in Eggenreute erst seit dem Jahre 1245 landwirtschaftliche Güter und Leute, also seit ungefähr 770 Jahren. In Beschreibungen wird auch eine Jahreszahl von 1155 genannt. Es ist aber bereits allgemein festgestellt worden, dass diese Jahreszahl 1155 in den entsprechenden Urkunden gefälscht worden ist. In der Urkunde vom Monat April 1245, die sich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Bestand 515 Nr. 1081 befindet, wird also Eggenreute zum ersten Mal erwähnt als „Etehenruti". Aus den vielerlei Schreibweisen im Laufe der Zeit sieht man die Veränderungen bis heute.
Etehenruti | 4/1245 Urku1deNr. 1081 |
Ethenruti | 20.5.1245,Urkunde Nr. 1082 |
Etterhreyttin | 1263, Kloster Baindt |
Ethechenruti | 18.8.1275, Urkunde Nr. 1084 |
Ethechenruti | 18.4.1287, Urkunde Nr. 1087 |
Eckhenreuten | 1589, bei Lautherius |
Eckhenreithi | 1619 |
Eckenreutin | 1707 |
Die Schreibweise „Eggenreute" ist zumindest seit ca. 1800 mit der Einrichtung staatlicher Behörden und Oberämter einheitlich festgelegt.
Man könnte eigentlich annehmen, dass der erste Wortteil aus dem früheren Wort Etechenruti oder Etterreyttin von dem mittelhochdeutschen „Etter" herrührt, das einen Grenzzaun bedeutet, der eine Siedlung einfasst, oder für Eckenreute ebenfalls aus dem mittelhochdeutschen „egge", das eine Ecke, eine Bergnase oder einen Höhenrücken meint. Dann stünde Eggenreute für eine höher gelegene Siedlung. Andererseits kann man einen Personennamen dahinter vermuten. Auf jeden Fall steht fest, dass die Siedlung Eggenreute viel älter sein muß als die erste Namensnennung. Bei der Frage nach der Namensgebung darf man indessen nicht den bereits abgewandelten Wortteil „Egg" oder „Eggen" zu Grunde legen, sondern den viel älteren Namen „Ethechen".
Die spätere Schultheißerei Eggenreute wurde wahrscheinlich nicht vom Kloster Weingarten eingerichtet, sondern vielmehr von der damaligen Landvogtei Schwaben in Altdorf-Weingarten. In Weingarten waren einst die Welfen zu Hause. Ein Urahne dieser Welfen hatte den Namen „Eticho", der dann als Graf in Ammergau im Jahre 910 gestorben ist. Ein weiterer Eticho aus dem Welfenstamm war 982 Bischof in Augsburg. Es muss sich bei einem sogenannten Namensgeber oder Gründer nicht unbedingt um einen katholischen Heiligen handeln. Vielleicht hat also ein ehemaliger Welfe von Weingarten namens Eticho unsere Anhöhe roden lassen.
Der zweite Wortteil „ruti" oder „reythirf' bedeutet eine Rodung, die ein abgeholztes, bebaubares Landstück besagt; ein Zweifel an dieser Auslegung besteht hierzu nicht. So kann Eggenreute als Rodung des Eticho gedeutet werden. Ein anderer Personenname lässt sich schwer finden, auch nicht in einer Urkunde. Aus Etechen und Ecken ergab sich dann schließlich Eggen(reute).
Nicht unbedingt muss in Eggenreute einst eine Burg gestanden haben. Über die „Wangener Landtafel" von Johannes Andreas Rauch vom Jahre 1617 schreibt Rudolf Fesseler zu der Siedlungsgeschichte unseres Gebietes folgendes:
Als zwischen 700 und 850 die Wälder und Moore des Argen- und Laiblachtales gerodet wurden, entstanden dort „Großhöfe", häufig mit der Namensendung „wilare" (Weiler) oder „hofen", Kleinsiedlungen ohne dörflichen Zusammenhang. Im Wangener Raum waren die Einödhöfe von Anfang an landschaftsprägend.
Dieser Welfe namens Eticho, auch wenn er einmal Graf in Ammergau war, kann auf unserer fraglichen Anhöhe auch ein herrschaftliches Gut errichtet haben, das die Leute dann die des Eticho, also Etichenreute, bezeichnet haben, welches Jahrhunderte später, um 1776, zur Zehntscheuer und zum Klosterhof ausgebaut wurde. Die Aussagen zur Namensgebung und Entstehung sind indessen weiterhin Hypothesen, da bis heute keinerlei Unterlagen und Urkunden zu finden Sind. Am wahrscheinlichsten ist, dass Eggenreute auf eine welfische Person namens Eticho zurückzuñihren ist.
Dann gibt es noch den „Eggenbach", der im Reichermoos entspnngt, zwischen Siggenhaus und Eggenreute durchfließt in Richtung Amtzell.
Sein heutiger Name stammt eventuell von dem kleinen Weiler Eggen (Vogt-Eggen), weil sich dort wahrscheinlich einige Rinnsale aus dem Reicher Moor vereinigen. Mit Eggenreute hat der Name des Eggenbach sicher nichts zu tun. In der Waldburger Landtafel des Wangener Malers Johannes Andreas Rauch vom Jahre 1626 ist der Bachlauf eingezeichnet, er wird jedoch als „Mollenbach" bezeichnet in seinem ganzen Verlauf bis Amtzell. Heute wird der Eggenbach von Amtzell an als Haslach bezeichnet bis zur Einmündlng bei Engelitz in die Untere Argen.
Die Schrift, in der Eggenreute erstmals erwähnt wird, ist die Urkunde vom April 1245 (siehe oben), sie wurde in Ittendorf (im Original' Ytendorf) geschrieben, das zwischen Markdorf und Meersburg liegt. Heiligenberg, wo Graf Berthold seinen Stammsitz hatte, liegt in der Nähe. Dieser Graf Berthold von Heiligenberg (Bertoldus Comes Sacri Montis) war der Lehensherr des Gutes Eggenreute. Auf Bitten seines Schwiegersohnes, Konrad von Schmalegg, schenkte Berthold von Heiligenberg seine Güter in Eggenreute dem Zisterziensernnenkloster in Baindt. Dort konnten sie jedoch nur kurze Zeit gehalten werden und wurden nach der Urkunde vom 18. 8. 1275 an das Kloster Weingarten verkauft.
Eine weitere Urkunde vom 18. 4. 1287 (Nr. 1087) besagt, dass es in Eggenreute einen Hof „Steinhowers" gegeben hat, der an das Kloster Weingarten verkauft wurde. Nach den Unterlagen der Locke Roth von Amtzell gibt es eine Urkunde NII 1188 vom 13. 6. 1488, nach der die Brüder Steinhauser von Eggenreute sich mit dem Haslachmüller über ein Grundstück im „Gschwand" auseinander gesetzt haben. Daraus lässt sich schließen, dass es in Eggenreute seit 18. 4. 1287 ein Geschlecht namens Steinhauser gegeben hat, das dort bis zum Tode der Veronika Steinhauserin am 31. 5. 1799 bestanden hat. Am 27. 10. 1838 wurde das „Schädlersche Gut" in Eggenreute verkauft, dieses hatte einmal der Maria Schädlerin gehört, der Witwe des Amanns Peter Steinhauser. Damit endete die Dynastie der Steinhauser in Eggenreute.
Nach dem zweiten Weltkrieg folgten dann die Familie Sonntag und die Familie Fricker/Sonntag (bis heute).
Auf dem sogenannten Klosterhof kaufte sich im Jahre 1821 die Familie (Konrad) Pfau ein, die dort 100 Jahre lang blieb, bis 1928 der Klosterhof durch den Nachfolger Wilhelm Müller verkauft werden musste und der Darlehenskassenverein Amtzell das Anwesen erwarb.
Seit dem Jahre 1486 hatte Österreich, das Haus Habsburg, das Recht erworben, Landvogteien zu errichten. Nach dem Ende des Herzogtums Schwaben 1541 gab es die Vorderösterreichische Landvogtei Schwaben in Altdorf (Weingarten), damit gehörte unsere Gegend zu Österreich. Für diese Landvogteien wurden sogenannte Zinsrodel erstellt, das sind Flurlisten für die einzelnen Ämter. Der Sitz der vorderösterreichischen Regierung war Freiburg. Für unsere Gegend gab es das Amt Boschen (Vogt-Boschen) und das Amt Pfärrich und das Amt Bodnegg, später das Amt Amtzell. Im Jahre 1594 verfasste der Landschreiber Michael Lautherius eine Beschreibung der Unteren Landvogtei Schwaben in Altdorf, dies waren 15 Ämter. Bei einer weiteren Beschreibung im Jahre 1707 gab es noch kein Amt Eggenreute. Der Ort Eggenreute gehörte noch zum Amt Pfärrich. Offiziell wurde der Gemeindeverband Eggenreute am 7. 7. 1819 gegündet. Aus der Niederschrift über die Gründung ergibt sich, dass zu dieser Zeit bereits eine Schultheißerei Eggenreute bestanden hat aus:
- dem bisherigen Schultheiß Martin Weber aus Steppach
- dem bisherigen Bürgermeister Carl Felder von Englisweiler
- dem bisherigen Richter Georg Krenkel aus Lupmanns
Diese Personen wurden sodann wieder gewählt. Der erste Gemeinderat von Eggenreute bestand aus:
- Dominik Baumann von Muschen
- Baptist Schädler von Eggenreute
- Martin Weber von Steppach
- Karl Felder von Englisweiler
- Ignaz Nunnenmacher von Felber
- Georg Krenkel von Lupmanns
- Cornel Hartmann
Als im Jahre 1858 das Amt Pfärrich in das Amt Amtzell umbenannt wurde, verblieb Eggenreute wie bisher. Die Nationalsozialisten schafften es dann schließlich gewaltsam ab 1. 4. 1934, dass sich auch die Schultheißerei Eggenreute in das Amt Amtzell eingliedern ließ. Bis dahin bestand der Gemeindeverband Eggenreute aus 34 Parzellen oder Weiler.
Einen weiteren Einschnitt brachte die Neugründung der politischen Gemeinde Karsee ab 1. 10. 1952. Damit gehört Eggenreute wieder zu Karsee und die katholische Pfarrgemeinde und die politische Gemeinde Karsee wurden wieder eine Einheit.
In den Pfarr- und Orts-Chroniken von Karsee lassen sich noch ein paar Begebenheiten von Eggenreute finden:
Den 17. Januar 1909 brannte das Anwesen des Anton Sonntag in Eggenreute nieder. Den Bemühungen der Feuerwehr von Eggenreute gelang es, das Wohnhaus zu retten. Doch sie durften nicht lange auf ihren Lorbeeren ausruhen. 2 Tage später, während die Feuerwehrleute im geretteten Wohnhaus vesperten, brach im angebauten Schweinestall aufs neue Feuer aus. Die Feuerwehrmänner, voll Bestürzung, eilten zu löschen. Doch wollte es des Schicksals Tücke, dass in der Eile der Kommandant mehr mit Wasser übergossen wurde als das Feuer. Und so brannte das Wohnhaus rapide nieder. Im November 1928 wurde der wohl schönste Hof der Gemeinde (der Klosterhof), der früher den Geschwistern Pfau, den großen Wohltätern der Gemeinde und der Kirche, gehörte, infolge Leichtsinns und Übermuts und Verschwendungssucht von Wilhelm Müller, der das Anwesen von Pfau sehr billig erworben hatte, zwangsversteigert. Der Darlehensverein von Amtzell kaufte es zum Zwecke einer allgemeinen Jungviehweide.
Am 20. Oktober 1931 brannte die im Jahre 1909 neuerbaute Scheuer des Landwirts Sonntag in Eggenreute ab. Die Entstehung des Brandes: morgens 7 Uhr, Ursache: Kurzschluss. Das angebaute Wohnhaus konnte gerettet werden.
Am 4. April 1936 ging ein schweres Frühlingsgewitter über die Gemeinde nieder. Der Blitz schlug in die Scheuer des Josef Rettenmaier in Eggenreute und äscherte es ein. Nochmals ertönte im Jahre 1939 kurz vor Mitternacht am 29.August 1939 Feueralarm. Durch streunendes Pack war der Schuppen bei Bauer Sonntag-Fricker in Eggenreute angesteckt worden und brannte nieder. Materialschaden war, da erst neue landwirtschaftliche Maschinen dort untergebracht waren, sehr bedeutend.
Am Rande des Weges Oberhof — Kohlhaus (bei Albishaus) steht heute noch ein Stein mit einer Gedenktafel und der Aufschrift: Zur Erinnerung an die hundertjährige Wiederkehr der Zugehörigkeit der Gemeinde Eggenreute an das Königreich Württemberg, 22. Sept. 1806, zum Oberamtsbezirk Wangen, 27. 10. 1810. Errichtet am 16. August 1910 im Namen der Gemeindekollegien.
Schultheiss Jocham
Hie gut Württemberg allweg.
Das heutige Anwesen bzw. der Hof in Endersen hatte zuallererst einen anderen
Namen. Ursprünglich gab es dort den Weiler Mollen, der zu Vogt, das heißt zum Amt Boschen gehörte. Sozusagen dahinter lag das zweite Mollen, der hintere Mollen oder Hindernmollen, das heutige Endersen.
Endersen besteht aus mehreren Gebäuden, gehört aber einer Familiengemeinschaft, der Familie Blattner.
Beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart befinden sich drei Urkunden, im Bestand B 515, Urkunde Nr. 1124 vom 2. 2. 1352 und Urkunde Nr. 1135 vom 8. 9, 1357 und Urkunde Nr. 1714 vom Jahre 1603. In ihnen wird erwähnt:
das „ Mollen Guot an der Wies" und der „Hof der Mollen, was zum Stokken gelegen, den der Zimbermann buwet bebaut) und drittens das „Gut Mollen" Diese drei Güter betreffen jedoch eindeutig den Weiler Mollen, der zu Vogt gehört und früher zum Fürsten Waldburg Wolfegg-Waldsee.
Unser früheres „Hindernmollen" wird in den Unterlagen des Klosters Weingarten erwähnt, die beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Bestand B 522 gelagert sind. Dort wird erstmals im Jahre 1531 erwähnt:
„das Gut zu den Mollen, das Claus Enndras und jetzt sein Sohn Martin Enndres innehat". Diese Familie Enndras oder Endraß wohnte „in dem Gut zum
Hindernmollen" bis 1598, als ein anderer Besitzer einzog, „Hans Schedler von Spieglershaus".
Nach dem Ende der Familie Endraß und ab dem Wiederaufbau des Guts
Hindernmollen wird dieses dann erstmals „Endrassen" bezeichnet, später Endersen. Auf Endraß folgen Schedler, Zimmermann, Keckeisen, Grabherr und
Blattner.
Die Geschichte von Englisweiler (Teilort von Karsee)
Englisweiler ist eine Siedlung oder ein Weiler mit zurzeit drei Hofstellen. Der jüngste Hof ist der von Familie Grabherr, er wird um 1850 erbaut worden sein. Die beiden anderen Höfe haben mindestens schon seit dem Jahre 1357 bestanden. Die älteste Hofstelle ist mit Sicherheit die der heutigen Familie Diem, welche noch die Landwirtschaft bearbeitet. Im Stiftsarchiv Sankt Gallen befindet sich eine Urkunde mit Datum vom 1. April 861. Sie wurde am königlichen Hof in Frankfurt in lateinischer Sprache geschrieben. Nach dieser Urkunde gab es damals „an dem Ort genannt Eigileswilare eine Kirche (una basilica) und ein Haus mit einem Hof und weiteren Gebäuden". Es gibt noch eine ältere Urkunde mit Datum vom 18. Mai 834 über einen ähnlich klingenden Ort, aber diese handelt von einem Engilpret (Engelbert) und dem Ort mit seinem Namen: Engilbertisriuti. Damit ist Englisreute gemeint, das bei Bodnegg und Rotheidlen liegt, und mit unserem Englisweiler nicht identisch ist. Der Name von unserem Ortsteil Eigileswilare geht ebenfalls auf einen Personennamen zurück Zu jener Zeit lebte in einem Kloster in Fulda ein Abt, der Eigil oder Egil hieß und weithin berühmt war. Er ist um 750 in Bayern geboren und 822 in seinem Kloster in Fulda gestorben. Offenbar wurde dieser Name danach viel benutzt und weitergegeben, und so hat es bei uns eben diesen Weiler (wilare) gegeben, der einem Gutsherrn mit Namen Eigil gehörte. Damals hat es noch keinen besonderen Familiennamen gegeben. Man sagte: des Eigiles Weiler, der mit der Zeit abgewandelt wurde zu Eigilis- und Eigilinis- und Englis-Weiler.
Wir befinden uns noch in derselben Generation wie in Ruzenweiler (Ruadgoczeswilare) um das Jahr 870, als dort ein Gutsherr namens Ruadgocz lebte. Der Hofname wurde dann mit der Zeit in Ruodz abgekürzt. Ebenso wurde jenes Engilbertisreute zu Englisreute. Diese Orte aus damaliger Zeit gehen auf Personennamen zurück, nicht aber auf Sagen oder Erzählungen. Die Entstehung des Gutshofes und auch des Ortsnamens Englisweiler kann man in keiner Weise zurückführen auf die schöne und gefühlsvolle Sage von einem Engel, der ein Kind gerettet hat. Es ist auch nicht bekannt, wann diese Erzählung wirklich entstanden ist, auf jeden Fall ist sie neuesten Datums, bestimmt nicht vor 1850 entstanden. Sie wird in keiner Urkunde erwähnt, sondern ist nur mündlich überliefert. Unser ehemaliger Lehrer Ernst Praschak hat die Erzählung zusammen mit seinen Schülern reich ausgeschmückt und niederschreiben lassen. In gleicher Weise hat Lehrer Praschak die Geschichte über die Entstehung und den Bau unserer Pfarrkirche schön und umfangreich geschildert.
In der Urkunde vom 1. April 861 heißt es, dass in Englisweiler (Eigileswilare) eine Kirche und ein Haus mit einem Hof und weiteren Gebäuden bestanden haben, die dem König Ludwig (der Deutsche) von Ostfranken zu eigen waren, und dass auch in jener Gegend in den Orten Forst (Forastum) und Rötenbach (Rötinbach) bei Wolfegg ebenfalls Gehöfte waren. Diese hat König Ludwig mit dem Abt Grimaldus vom Kloster Sankt Gallen gegen andere Güter getauscht, die näher bei St. Gallen lagen (Richinbach und Lubilinwang).
Im Jahre 861 gab es unsere Pfarrkirche in Karsee noch nicht, sie wurde erst 1190 angefangen zu bauen. Es kann durchaus möglich sein, dass der Gutsherr von diesem Eigileswilare damals nicht gerade eine Basilika, aber eine Kapelle bei seinem Hof besaß. Schließlich soll um das Jahr 1903 der Großvater des heutigen Besitzers Diem größere Fundamente in einem Meter Tiefe neben seinem Haus ausgegraben haben, die auf eine Kapelle schließen ließen. Es ist schade, dass man dieser Sache nicht weiter nachgegangen ist. Vielleicht ist dort, wo die Kapelle war, der jetzige Bildstock erstellt worden, der allerdings heute zum Grundstück Grabherr gehört.
Es gibt noch einen anderen Ort namens Englisweiler, der bei Steinhausen und Ochsenhausen liegt, jedoch weit entfernt vom früheren Argengau und Linzgau, die in unserer Urkunde erwähnt sind. Somit kann durchaus zu Recht unser Englisweiler als jenes Eigileswilare aus dem Jahre 861 betrachtet werden. Es wäre heute 1.153 Jahre alt und damit der älteste Ortsteil von Karsee.
In einer weiteren Urkunde mit Datum vom 8. September 1357 wird Englisweiler wieder erwähnt. Dort überlässt der Truchseß Eberhard von Waldburg seine zwei Güter zu Englisweiler dem Kloster Weingarten, nämlich das Gut des Bruchli, das Heinz Mollo bearbeitet, und das Gut des Lüfli, das der Frick bearbeitet. Sodann gehörte zu Englisweiler auch ein sogenannter Fischweiher. Dieser wird unter dem Datum vom 21. 12. 1437 sowie um 1600 erwähnt. In der Zeitung des Donaukreises, dem „Intelligenz-Blatt", vom 14. 9. 1843 in einem Verzeichnis der Weiher unserer Umgebung, wird ein Weiher in Englisweiler schon nicht mehr aufgeführt. Im Jahre 1589 hat der Landschreiber der Landvogtei Schwaben in Altdorf (Weingarten) namens Michael Lautherius die erste bekannte und amtliche Beschreibung der Landvogtei geschrieben. Darin werden zum „Ampt umb Amptzell" gehörend unter anderem „2 Höf zu Engißweiler" aufgezählt. Die ersten Namen von Einwohnern von Englisweiler sind am 8. 9. 1357 genannt worden: „ze Engliswiler Bruchlis
Guot dar uff Haincz Mollo siczet, und Lüflis Guot ouch ze Engliswiler, das der Frik buwet". Danach haben sich die Namen und die Besitzer meistens nach zwei oder drei Generationen wieder gewechselt.
Der Gutshof Felbers hatte zuerst einen anderen Ortsnamen. Die ursprüngliche Bezeichnung war „Gugelunberg" und die erstmalige Erwähnung finden wir in der Urkunde mit dem Datum vom 26. August 1276. Diese Urkunde befindet sich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart unter dem Bestand B 515 Nr. U 1085. Hier wird als Zeuge bei der Abschließung eines Vertrages ein H. (= Heinricus) Gugelunberg genannt, in nachfolgenden Urkunden Heinrich von Gugelunberg. Es gibt nur diese Ersterwähnung vom 26.08.1276 (nicht 1275 oder 1277 wie anderswo erwähnt). Gugelunberg Felbers gibt es nun seit mindestens 742 Jahren. Gugelunberg muss damals bereits ein bekannter, größerer und bedeutender Gutshof gewesen sein, weil sich dort ein Zinsmeister niedergelassen hatte, ein sogenannter Ministeriale eines Klosters; Zinsmeister, war eine Amtsbezeichnung wie heute ein Steuerprüfer. Der Name des
Gutshofs war Gugelunberg, vielleicht gab es auf diesem Bergrücken früher einmal
Gugelhähne, Birkhähne und Birkhühner. Die Ortsbezeichnung Gugelunberg, Guglinberg oder Guglaberg ist dann mit dem Verzicht des Ulrich Zinsmeister auf alle Güter seines verstorbenen Vaters Heinrich in Gugelunberg am 1. 9. 1352 an sich weggefallen.
In Gugelunberg / Felbers lebten von Anfang an vornehme Leute. Die Herren Heinrich und Ulrich mussten als Zinsmeister in der weiteren Umgebung bekannt gewesen sein. Heinrich war 1276 bei einem Vertragsabschluss in Weißenau, 1277 in Weingarten, sein Sohn Ulrich wird ebenfalls in Verbindung mit anderen berühmten Personen und Geistlichen genannt. Auch die Herren von Felben waren einst ein Adelsgeschlecht im Raum Österreich und Tirol.
Die Bezeichnung Felber geht zurück auf das althochdeutsche Wort felwa = Weidenbaum. Der erste Felber in Gugelunberg war Michael Felwer im Jahre 1511. Von ihm ist bekannt, dass er sich geweigert habe, die vom Abt in Weingarten ursprünglich für Kriegszeiten erhobene Steuer zu zahlen sowie Vogtrecht und Dienste für Waldburg zu leisten. Aus diesem Grunde wurde er auf Ersuchen des Abtes Hartmann vom Kloster Weingarten durch den Truchsessen von Waldburg eine Zeitlang ins Gefängnis nach Waldburg gebracht. Michel Felber hat daraufhin eine „Urfehde" geschworen.
Am 31. 1. 1653 gab es noch eine letzte Hochzeit in der Dynastie Felber, wieder mit einem Michael Felber mit der Catharina Stärckin von Böschlishaus. Die Bezeichnung Guglinberg wurde noch lange verwendet, auch als die Familie der Felber noch da war. Schließlich setzte sich der Name der Felber zu Felbers durch
Die Familie Nunnenmacher kam im Jahre 1674 nach Felbers mit Hans Nunnenmacher aus Grund bei Vogt mit seiner Ehefrau Maria Rothenhäuslerin aus Büchel bei Vogt.
Eine Besonderheit ist noch zu erwähnen. Im Jahre 1539 wurde unter den beiden Brüdern Andreas Felber und Hans Felber das Gut aufgeteilt. Dem Andreas wurde der Hof Felbers zugeschrieben, und Hans Felber erhielt das „Soldhäuslein im Hochenberg". Das bedeutet, dass das kleine Hochberg zu dieser Zeit zu Felbers gehörte und wohl erst später zu Oberhalden kam.
Karsee, 09.09.2018, Walter Scheffold
Auch das kleine „Gütlein zum Hochenberg" musste einst an das Kloster
Weingarten den Zehnten abliefern. Dies geht aus einer Verhandlung am Montag nach Mariä Himmelfahrt im Jahre 1539 hervor (actum Montags post assumptionis Mar(iae) anno 1539). Die entsprechende Urkunde befindet sich im Landvogteiarchiv Ravensburg. Damit haben wir auch ein Datum für die erstmalige urkundliche Erwähnung, nämlich den (15.) August 1539. Eine andere Urkunde mit dem Datum vom 8. September 1357, Nr. 1135, trifft hier nicht zu, sondern auf Hochburg bei Ettensweiler-Amtzell, wo sich die betreffende Burg des damaligen Nicolaus Hochburger befand.
Im Jahre 1539 ist das Gut in Guglinberg (= Felbers, heute Nunnenmacher) aufgeteilt worden zwischen den Brüdern Andreas Felder und Hans Felder, Andreas Felder blieb auf dem Hof Guglinberg und Hans Felder erhielt das Gut zum Hochberg, das damals also der Familie Felder in Guglinberg gehörte. Im Jahre 1560 mit dem Nachfolger Sebastian Musch als Eigentümer ging dieses Verhältnis bereits zu Ende, und Hochberg war eine eigenständige
Landwirtschaft. Im Jahre 1761 wohnte ein Ignati Wiedenmann in Hochberg; er war Lehrer (provisus oder provisor) in Karsee und wurde dort beerdigt. Wahrscheinlich ist spätestens mit dem Tod der beiden Damen Franziska Bildstein und Viktoria Fricker im Februar 1968 das Haus Hochberg an Oberhalden übergegangen.
Die Geschichte vom Hof im Haag
Man könnte meinen, der Hof im Haag sei gar nicht so alt; aber es gibt eine Urkunde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart mit dem Datum vom 27. August 1305, in welcher der Truchsess von Waldburg das Gut in Hag erwähnt. Eine weitere Urkunde aus dieser Zeit stammt aus dem „ Tausend Jahr und dreihundert Jahr, darnach in dem zweiundfünfzigsten Jahr an unserer Frauen Abend der Kerzenweihe, den man nennt die Lichtmess", das ist der 2. Februar 1352.
In dieser Urkunde erwähnt der Truchsess Eberhard von Waldburg, dass ihm der „Hagen Hof' jährlich einen Zehnten gibt, nämlich: 3 Scheffel Haber, 10 Schilling Pfennige, 2 Hühner, 30 Eier und als Besonderheit ein Fasnacht Huhn.
Dann wird in Haag erst wieder von einer Trauung am 18.7. 1621 von einer
Ursula Felberin aus Hag mit Adam Biggel aus Krottental berichtet. Ab dem
Jahre 1625 wird dieser Hof immer als Haag genannt. In der Beschreibung des
Amtes Pfärrich von 1707 steht Haag mit 1 Hof. Im Jahre 1841 ist Haag mit 1 Hof und 6 Einwohnern verzeichnet, desgleichen im Jahre 1907. Heute im Mai 2012 hat der Haager Hof 8 Einwohner gemeldet.
Ab dem Jahre 1621 gibt es auf dem Hof Haag mehrere verschiedene Namen und Familien. Herausragend und über einen längeren Zeitraum ist der Name Merk vertreten und der Name Jochem, bis dann erst um 1860 der Familienname Bertsch aufkommt, der auch im Dorf Karsee drunten weiter besteht.
Karsee, 12.05.2012, Walter Scheffold
Die Geschichte von Hartmannsberg
Das Hofgut Hartmannsberg liegt unterhalb von Karsee-Grub auf einer Anhöhe. Das landwirtschaftliche Gebäude mit Stallung steht links langgezogen gegenüber dem Wohnhaus. Es brannte im September 1988 ab und wurde neu aufgebaut. Das Wohnhaus blieb bei dem Brand verschont.
Nach den Jahren 700 / 850 wurden in unserer Gegend im Argental Wälder und Moore gerodet und es entstanden dort sogenannte „Großhöfe". Diese wurden häufig nach der Person des Gründers genannt, maßgebend war der Vorname, einen Familiennamen gab es damals noch nicht. Zu dem Personennamen wurde meist die Endung „wilare" (= Weiler) oder
„hofen" angehängt. In unserem Fall ist leider kein spezieller Gründer mit Namen Hartmann mehr zu finden. Es ist aber mit Sicherheit davon auszugehen, dass es einen solchen gegeben hat, und sein Hof wurde dann der Berg des Hartmann, Hartmannsberg, genannt.
Zum ersten Mal wird dieses Gut Hartmannsberg in einer lateinischen Urkunde erwähnt, die am 22. Juni 1311 in Tettnang ausgestellt wurde, „im Jahre des Herrn tausenddreihundertelf an den zehnten Kalenden des Juli". Zu dieser Zeit gab es in Hartmannsberg einen Verwalter des Grafen Wilhelm von Tetffiang, der sich Hugo der Stürmer nannte. Der Graf Wilhelm überließ mit der Urkunde den Ertrag und den Schutz seines Gutes dem Kloster Weingarten „zu seinem Seelenheil". (Zu dieser Urkunde gibt es übrigens einige Übersetzungsfehler wie Schadloshaltung statt Seelenheil).
In einer weiteren Urkunde mit Datum vom 6. 12. 1349 wird ebenfalls Hartmannsberg erwähnt (Spieglers Haus gelegen bei Hartmannsberg).
Ab dem Jahre 1417 sind uns dann fortlaufend Bewohner von Hartmannsberg bekannt. Da gab es die Familien Stadler, Spieß, Sterck, Nunnenmacher, Sauter und schließlich Wucher. Nach dem 2. Weltkrieg hat dann Ambros Wucher, geboren 1910, unterhalb des Hofes Hartmannsberg einen anderen Hof übernommen, der heute zu dem Ortsteil Riefen gerechnet wird.
Der Gutshof Kohlhaus liegt an einem Verbindungsweg zwischen Albishaus, Brenner und Felbers. Der Hof wird heute nicht mehr landwirtschaftlich betrieben. Bis etwa 1970/75 gehörte er noch zu den hoch angesehenen landwirtschaftlichen Betrieben von Karsee.
Die erste urkundliche Erwähnung von Kohlhaus findet sich im „Codex maior traditionum
Weingartensium", dem Abgabenverzeichnis (der Gefälle und Gerechtigkeiten) des Klosters Weingarten. Diese Urkunde trägt zwar kein Datum, es wird ihr aber ein Datum vom 05.05.1269 zugeschrieben. Hier wird „Kolnhus" genannt, das V solidos, fünf Goldmünzen, dem Kloster Weingarten als Abgabe zu entrichten hat.
Eine Urkunde vom 10.02.1290 befindet sich beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart unter dem Bestand B 515 Nr. 1093. Hier wird ein „Wald Luz" (=Luss) erwähnt in der Nähe von
„Colnhuser", den Hartmann von Pfaffenweiler („Hartmann de Phafelwieler") dem Ulrich Erich (Ul. Ericius) dem Kustos des Klosters Weingarten verkauft hat. Diesen Kaufvertrag haben die Brüder Marquard und Ulrich von Schellenberg bestätigt und besiegelt.
Eine weitere Urkunde beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart unter Bestand B 515 Nr. 2132 mit Datum vom 01.08.1299 nennt einen Ritter und Schenk Konrad von Biegenburg, der seinen Untergebenen Alwigus, der bei „Cholenhusern bei Guglunberg" wohnt, unter den Schutz des Klosters Weingarten stellt.
In einer anderen Urkunde vom 19.11.1352 Nr. 1127 wird nochmals der Ort „Kolnhus uff dem Sumer" erwähnt.
In mehreren alten Urkunden, die sich beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart befinden, wird von dem „Sumer" gesprochen, wie hier von einem Gut, „das gelegen ist bi Kolnhus uff dem Sumer", oder vom „Sumberg ze Karsee" (1359 Nr. 1138), oder „uff em Sumer ze Gugenlinberg" (=Felbers) (14.02.1358 Nr. 1136), oder „das Gut oberhalb Sumer gelegen genannt Spieglershaus" (29.11.1287 Nr. 1089). Der Begriff „Sumer" oder auf dem Sumer hat damals um 1200 bis 1400 unbedingt ein größeres Gebiet umfasst, einen Höhenzug zwischen Kohlhaus, Felbers, Eggenreute bis Sommers; schließlich ist dann nur noch diese Bezeichnung für den Weiler Sommers übrig geblieben.
Die Bezeichnung Kohlhaus bringt man mehrheitlich in Verbindung mit Kohle, Köhlerei und Kohlenmeiler. Es ist aber sehr unsicher und nicht nachweisbar, dass dort einmal eine Köhlerei gewesen sein könnte. Und doch hat es im Jahre 1850 an der Schule in Karsee einen Schüler Konrad Pfau gegeben, dessen Vater Johannes Pfau von Schweinberg von Beruf
Kohlenbrenner war. Zur gleichen Zeit 1850 war an der Karseer Schule ein Adolph Stroppel aus Altthann, dessen Vater Anton Stroppel ebenfalls von Beruf Kohlenbrenner war. Wenn es noch um das Jahr 1850 einen Beruf Kohlenbrenner gegeben hat, dann darf man wohl durchaus den Gutshof Kohlhaus in Verbindung mit einer ehemaligen Kohlenbrennerei bringen.
Wie fast alle Karseer Gehöfte und Ortsteile muss auch Luß lange vor der erstmaligen, urkundlichen Erwähnung existiert haben. Das nahe gelegene Kohlhaus muss wahrscheinlich einmal eine Köhlerei gewesen sein, wohl lange vor dem Jahre 900, ist aber erst um 1269 erwähnt. Das gleiche muss auch für Luß gelten.
Rudolf Fesseler schreibt über die Wangener Landtafel von 1617 folgendes: »Als zwischen 700 und 850 die Wälder und Moore des Argen- und Laiblachtales gerodet wurden, entstanden dort Großhöfe, ... Kleinsiedlungen ohne dörflichen Zusammenhang. Im Wangener Raum waren die Einödhöfe von Anfang an landschaftsprägend.„
Als solcher Einödhof muss auch Luß einmal entstanden sein, gegründet oder begünstigt eventuell von Adligen der Umgebung.
Der Ortsname Luß weist darauf hin, dass eventuell doch Adlige bei der
Entstehung maßgebend waren, etwa durch eine Verlosung von Grundstücken. Der Wortstamm ist das Los, aus dem Alt-Wienerischen das Lüs, die Lüssen. Ein kleines Los ist ein kleines Feldstück. Die langen Lüssen sind schmale, lange Flurstücke oder Grundstücksanteile, z.B. bei Wien, die durch Los oder Verlosung zugeteilt wurden.
Um das Jahr 1290 streitet das Kloster Weingarten mit einem Ritter Ulrich von Wombrechts, der behauptet, den Wald von Luß vom Kloster Sankt Gallen erhalten zu haben, und deshalb stehe ihm der Zehnte zu. Im Jahre 1301 gelingt es dem Kloster Weingarten, den Ritter von Wombrechts zum Verzicht zu bewegen. Somit ist Luß ein Lehen des Klosters Weingarten. Eine Urkunde aus dem Jahre 1276 soll von diesem Vorgang erstmals berichten. Ich konnte diese Urkunde von 1276 leider nicht auffinden. Maßgebend ist deshalb die Urkunde mit Datum vom 10.2. 1290, die sich beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart unter B 515 U 1093 befindet und mit der Luß und »der Wald zu Luß" erstmals urkundlich erwähnt wird, also vor 730 Jahren. Nach einer alten Flurkarte der Markung Karsee nach dem Stand vom 31. 12. 1938 befindet sich das „Lußholz", also der oben erwähnte Wald zu Luß, östlich vom Gehöft Luß. Aus Richtung Karsee kommend liegt der Hof Luß abseits in der Mitte zwischen der Abbiegung nach Kohlhaus und der Abbiegung nach Brenner; Luß ist Endstation. Inzwischen gibt es dort nicht nur 1 Wohngebäude.
Vor dem Jahre 1800 hat es den Ortsnamen „Niederlehen" wahrscheinlich noch nicht gegeben. Und wahrscheinlich hat auch die Familie „Kraft" vor 1800 noch nicht an diesem Ort gewohnt. Ich nehme an, dass Titus Kraft, geboren am 31.03.1855, verheiratet seit 05.02. 1883, als erster mit diesem Namen in Niederlehen gewohnt hat. Zur Zeit der Geburt seines Kindes Titus Thomas am
21.12.1884 wird er auf jeden Fall als „Wirth und Oekonom in Sommers Gemeinde Eggenreute" bezeichnet. In seiner Heiratsurkunde vom 05.02.1883 wurde als sein Wohnort jedoch „Niederlehen" eingetragen. Zu welchem genauen Zeitpunkt er an diesem Ort eingezogen ist, konnte ich nicht feststellen. Zum Zeitpunkt des Todes seiner ersten Ehefrau Karolina Kraft, geborene Vollmer, am 20.12.1888 hieß man den Ort „Neusommers" oder „Neisommers", wie man dies bei uns so ausspricht. Den Namen „Untersommers" hat es nie gegeben, eher sprach man von „unterhalb von Sommers".
Ab 1806 ungefähr hat es mit dem Entstehen der Oberämter und weiterer behördlicher und staatlicher Institutionen keine Abgaben eines Zehnten mehr gegeben und auch keine Einrichtung eines Lehen. Somit lässt sich nicht mehr feststellen, wie es zu der Entstehung des Namens Niederlehen gekommen ist.
Mittelalterliche Urkunden über diesen Ort sind nicht zu finden.
Die frühere Gastwirtschaft in Niederlehen besteht seit dem Tode der Eltern 1960 nicht mehr. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde ebenfalls inzwischen aufgegeben. Ein neues Wohnhaus der Familie wurde auf dem Grundstück erstellt. Eine kleine Wegkapelle besteht noch sowie zwei weitere private Familienhäuser.
Die Gehöfte in unserer Karseer Umgebung sind zum großen Teil um die erste Jahrtausendwende gegründet worden oder bereits vorhanden gewesen. So hat auch unser Gut „Oberhalden" schon vor 1200 an das Kloster Weingarten seine Abgaben, die Zehnten, entrichtet Dies geht aus einer Urkunde hervor, die sich beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart befindet, welcher das Datum vom 31. 3. 1226 zugeschrieben wird. Danach hatte das Gut „an der Halden I sieben solidos„ (= Goldmünzen oder Gulden) als Zehnten zu entrichten und das Gut „an der Halden duo" (= II) bei Amtzell 1 Pfund Münzen. Damit steht fest, dass unser Oberhalden erstmals urkundlich am 31. 3. 1226 erwähnt ist, nicht erst 1432 oder 1278, für diese beiden Daten lassen sich auch keine Urkunden finden. Eine weitere Urkunde vom 31. 1. 1587 Nr. 1228 erwähnt sogar einen Namen, nämlich Caspar Speen auf der Halden. Dann gab es längere Zeit von 1635 - 1793 die Familie Broy in Oberhalden. Wann genau die Familie Fricker nach Oberhalden zugezogen ist, konnte ich nicht feststellen. Auf jeden Fall ist Pfarrer Josef Fricker, bald nach jenem Zuzug, am 9. 6. 1848 in Oberhalden geboren worden. Seine Grabstelle befindet sich bei den Priestergräbern hinter der Sakristei der Kirche.
Die Geschichte vom Oberhof
Heutzutage bringt man den Weiler Oberhof eher in Verbindung mit Familie Stier, und zwar mit Lehrer Stier, Professor Stier, Ortsvorsteher Stier; und man könnte meinen, die Hofstelle Oberhof sei erst entstanden mit der Heirat von Lehrer Wendelin Stier im Jahre 1899. In seinem Buch „Gemeinde Amtzell einst und jetzt" schreibt Studienrat Ludwig Frisch aus
Amtzell: „Manchmal hatte ein Hof keinen besonderen Namen, man sagte einfach nur „zum Hof“. Im ehemaligen Amt Pfärrich kam diese Bezeichnung dreimal vor, und infolgedessen sagte man unterschiedshalber Unterhof (bei Häusing), Oberhof (bei Karsee) und den mittleren Hof nannte man „Niemandsfreundhof“. Im Jahre 1589 hat der Landschreiber der Landvogtei Schwaben in Altdorf (= Weingarten) namens Michael Lautherius die erste bekannte und amtliche Beschreibung der Landvogtei geschrieben. Darin wird zum „Ampt umb Amptzell" gehörend für den heutigen Oberhof 1 Hofstelle „zum Hof, sonsten zum Schauppen genannt" aufgezählt. Tatsächlich hat im Jahre 1621 und 1628 ein Michael Schaupp im „Obern Hoff“ gelebt, zusammen mit einer Brigida Kingin (vielleicht war sie seine Ehefrau).
Es gibt noch ein älteres Datum. In einer Urkunde vom 8. September 1357 erwähnt der
Briefeschreiber, der Truchseß Eberhard von Waldburg, des „Stoczen Guot zum Hof genannt" Der Truchseß erwähnt in diesem Brief auch des „Staibachs Guot, das der Stocz buwet und
Vailers Guot, das der vorbenempt Stocz ouch buwet" (erbaut hat), sowie „Stoczen Guot zum
Hof genannt.". Dieses Stoczen Guot muß unser Oberhof gewesen sein, da es neben
Englisweiler und dem „Guot an der Wis“ genannt wird. Die heutigen Oberstotzen und Unterstotzen liegen näher bei Amtzell. Die meisten der heutigen Weiler und Hofstellen werden in dieser Urkunde bereits erwähnt. So kann man durchaus zu recht sagen, dass unser heutiges Oberhof bereits seit mindestens 1357 besteht.
1357 ist der Stocz auf dem Gut zum Oberhof,
1621 der Michael Schaupp.
1703—1783 ist die Dynastie Steiß im Oberhof, ab
1783—1945 das Geschlecht Graf und ab
1899 die Familie Stier.
Auf der Hofstelle Steißen gibt es seit 1453 den Namen Steiß bis 1803. Eine Verwandtschaft zwischen Steiß in Oberhof und Steiß in Steißen besteht sicherlich; feststellen konnte ich dies leider nicht.
Desgleichen ist die Herkunft der Familie Graf ungewiss. Im Jahre 1783 heiratete ein Franz Joseph Graf von Oberhof die Agatha Grabherrin, die Witwe des Joseph Steiß von Oberhof.
Die Eltern dieses Franz Joseph Graf waren: Saturninus Graf und Karolina Kohlrosin von
Mesmer (bei Grub). Ferner sind irgendwann die Vorfahren eines Benedikt Graf, geboren 1838, gestorben am 25. 11. 1885, (Vater des Kornelius Graf) nach Ruzenweiler gekommen. Eventuell könnte man über das Pfarrarchiv in Kißlegg in früheren Familienregistern weiterforschen.
Oberwies verbindet man heute meist mit dem Christkönigsberg, auf dem die Christkönigssäule steht und wo jedes Jahr eine Prozession mit Messe abgehalten wird. Zu Lebzeiten von Baptist Moosmann fand nach der „Bergmesse" noch eine Hockete auf seinem Hof statt. Nicht nur der Christkönigsberg, auch die Hofstelle Oberwies stehen an exponierter Stelle, sodass man als sicher annehmen darf, dass der „Hof an der Wies" ein gutes Alter aufweisen kann, ebenso wie unsere anderen Gehöfte, die meistens um die erste Jahrtausendwende entstanden sind. Rudolf Fesseler schreibt über die „Wangener Landtafel" von 1617 folgendes: „Als zwischen 700 und 850 die Wälder und Moore des Argen- und Laiblachtales gerodet wurden, entstanden dort „Großhöfe", häufig mit der Namensendung „wilare" oder „hofen" Kleinsiedlungen ohne dörflichen Zusammenhang. Im Wangener Raum waren die Einödhöfe von Anfang an landschaftsprägend."
Erstmals urkundlich erwähnt wird der „Hof an der Wiß, da wylant (weiland) der Suter uff saß", in der Urkunde mit Datum vom 2.2. 1352. Die Urkunde befindet sich beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Bestand B 515 U 1124.
Seit dem Jahre 1527 gab es die Familie (des Thomas) Johler auf dem Gut an der Wiß (Wies). Seit dem Jahre 1641 gab es auch die Familie des (Johannes) Musch auf dem Gut an der Wiß oder Wys. Später wird nur von der Familie „Musch von der Obernwies" gesprochen. Ignatz Musch war der letzte dieser Familie, er ist am 6.1. 1794 gestorben. Antonia Johlerin starb als letzte ihrer Familie am 9.4. 1770. Für beide Familien muss es jeweils eine eigene Hofstelle gegeben haben; vielleicht das heutige Moosmann in Oberwies und zum anderen einen Hof eventuell an der Ecke vorne das heutige Riefen Nr. 1 und 5 der Familien Stärk und Lucius. Von einem Hof „Unterwies" ist in dieser Gegend nichts überliefert. Die Ortsteile Mittelwies und Unterwies gehören zur Gemeinde Amtzell und liegen weit weg.
In Wies / Oberwies hat es einige Male gebrannt:
- In einer Urkunde beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart (B 522 Band 86) heißt es:
„Georg Johler zur Wys ist 1676 nächtlicherweis das Haus unversehens verbrannt. Er auch aller heillos und sein Weib tödlich krank." Agatha Müllerbachin ist am 30. 5. 1676 verstorben.
- In der Pfarrchronik von 1911 steht:
„Am 27. Mai 1911 abends 1/2 8 Uhr entstand in Oberwies (bei Benedikt Peter) eine
Feuersbrunst, gelegt vom Kindermädchen, 11 Jahre alt. Bald stand das ganze große Haus in hellen Flammen, ein fürchterlich schöner Anblick in der sternenhellen Nacht. Allgemeines Mitleid wandte sich dem Abgebrannten zu, zumal da der Besitzer Benedikt Peter erst Tage zuvor von einer Magenoperation zurückgekommen war."
3) Die Ortschronik Karsee berichtet:
„Am Sonntag, 12. 3. 1961, entstand aus bisher ungeklärter Ursache ein Waldbrand im
Fasel des Bauern Baptist Moosmann von Oberwies. Obwohl die dörfliche Feuerwehr den
Brand bald eindämmen und löschen konnte, entstand doch ein beträchtlicher Sachschaden." 4) Stall und Tenne brannten am Mittwoch, 27. 9. 1972 um 16.30 Uhr, in Oberwies zu Asche. (Ortschronik sowie s. Anlagen)
Die Statue auf dem Christkönigsberg wurde während und trotz der Nazi-Zeit errichtet und am 23. 5. 1937 vom Pfarrer und der katholischen Kirchengemeinde Karsee eingeweiht. Der Eigentümer Moosmann hat den Berg mit der Säule an die Kirchengemeinde zur Nutzung überlassen. Seit dem Jahre 1981 findet jedes Jahr eine Bittprozession mit Messe auf dem Christkönigsberg statt unter Beteiligung der Blutreiter zu Pferd von Karsee und Leupolz. Unterhalb der Bergkuppe wurde seit 1973 eine Skiliftanlage eingerichtet, die im Winter bei
genügend Schnee sehr rege besucht wird.
Die Geschichte von Riefen (Ortsteil von Karsee)
Riefen besteht eigentlich aus vier verschiedenen Wohneinheiten oder
Wohngebieten.
- Familie Stärk, in Nr. 1
- Familie Lucius, daneben in Nr. 5
- Familien Peter, in Nr. 2 a + b
- Familie Fiegle, in Nr. 3 (Gehöft)
- Familie Wucher Anton, in Nr. 6 (weiter entferntes Gehöft)
Über die geschichtliche Entstehung dieser jeweiligen Einheiten gibt es leider keine Unterlagen. Das Haus Peter ist das neueste Gebäude, wahrscheinlich erst vor dem letzten Krieg erbaut. Das Haus Stärk war ursprünglich ein landwirtschaftliches Gebäude und wurde um 1900 noch für kurze Zeit auch „Unterwies" genannt. Das Haus Fiegle und der Hof Wucher Anton dürften von Anfang an als das Riefen bezeichnet worden sein.
Das Wort „Riefen" geht auf eine Flurbezeichnung zurück. Eine „Riefe" ist eine
Furche oder eine lange Rinne. Eine „Rüfe" bedeutet ähnlich eine Mure oder einen Bachlauf. Vom Hof Fiegle aus geht es bergabwärts bis zum Hof Wucher Anton, sodass aus der Flurbezeichnung Riefe oder Rüfe durchaus das Wort „Riefen" abgeleitet werden kann.
Ähnliches geschah ja mit dem heutigen Hof Baumann; er liegt an einem Hang oder Rain, und aus der Flurbezeichnung „dürrer Rain" wurde das frühere „Dierenrain". Es kann möglich sein, dass eine Besiedlung und Bebauung schon früh um die erste Jahrhundertwende (um 1000) stattgefunden hat.
Aufzeichnungen über Leute aus Riefen gibt es ab dem Jahre 1621, als ein Martin Felder in Riefen gestorben ist. Im Jahre 1707 war eine Frau Anna Felderin aus Riefen noch eine Zeugin bei einer Hochzeit. Der älteste Genannte der Familie Fiegle war Alois Fiegle, geboren 1851.
Karsee, 03.10.2022 Walter Scheffold
Die Geschichte von Ruzenweiler (Teilort von Karsee)
Ruzenweiler ist eine Siedlung oder ein Weiler mit zwei Hofstellen, die beide seit mindestens 1525 nachweislich bestehen. Es ist jedoch schwierig, sogar unmöglich nachzuweisen, welche
Familien bis etwa zum Jahre 1850 auf welcher Hofstelle ansässig waren und welcher Hof das Recht für sich in Anspruch nehmen kann, der ältere und ursprüngliche zu sein. Auf jeden Fall steht fest, dass im Jahre 870 ein Gutshof „Ruadgozzeswilare" bestanden hat und dass der Gutsherr sich „Ruadganc" genannt hat. Er muss ein weithin bekannter Mann gewesen sein, der sogar für den Abt des Klosters Sankt Gallen eine Urkunde geschrieben hat und diese von 17 weiteren Persönlichkeiten aus seiner näheren Umgebung hat unterschreiben lassen. Diese
Urkunde hat er am 14. April 870 geschrieben, das ist am 18. Tag vor den Kalenden (vor dem Ersten) des Monats Mai im 31. Jahr des Herrschaftsantritts des Königs Ludwig des Deutschen. Man darf mit genügender Sicherheit annehmen, dass dieser Ruadganz dem Weiler den Namen gegeben hat, der sich nach und nach abgewandelt hat über Ruadgoz und Ruzo. Im Übrigen gibt es auch eine heiligmäßige Person aus der Zeit des 10. Jahrhunderts mit Namen Ruzo von Kempten. In Weingarten gab es einen Abt Meingoz um 1188. Es wurde auch schon geltend gemacht, dass mit diesem Ruadgozzeswilare der Ort Rudenweiler, der zwischen Achberg und Langnau liegt, gemeint sein könnte. Die Abwandlung von Rudgozz in Ruden ist indessen nicht unbedingt nachvollziehbar, da dort die wesentliche zweite Silbe mit „oz" fehlt. Wir können mit gutem Recht feststellen, dass dieses Ruadgozzeswilare in der Urkunde unser heutiges Ruzenweiler ist und dieses somit heute seit 1142 Jahren besteht. Woher die in der Urkunde genannten Personen und Zeugen stammen, lässt sich nicht feststellen; sie werden in keiner anderen Urkunde aus jener Zeit erwähnt.
Im Jahre 1178 heißt das Gut bereits „Ruozenwilare". In einer Urkunde vom 17.9. 1249 wird ein „Rustanswiller" genannt, der aber mit dem heutigen Ruschweiler bei Wilhelmsdorf identisch ist. Eine weitere Urkunde aus dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart mit Datum vom 24. 6. 1395 schreibt Ruzenweiler so wie wir es heute aussprechen: „Ruoczenwiler". Dort ist ein Sumpfplatz erwähnt „in der Sulcz gelegen an dem Holz das gen Ruoczenwiler gehöret".
Die Sulz bei Leupolz ist also schon seit dem Jahr 1395 bekannt und so bezeichnet worden.
Dann haben wir noch eine interessante Urkunde mit dem Datum vom 31. Dezember 1432.
Darin sind 4 Kinder des verstorbenen Hans Rutzenweiler genannt, nämlich: Hans und Jos(ef) Rutzenweiler und Ann und Ursel Rutzenweilerin. Bis zur Säkularisation nach dem Jahre 1800 haben die Frauen ihren Geburtsnamen auch nach einer Heirat beibehalten und an den Namen die Silbe „in" angehängt, also Rutzenweilerin. Bei den vier Geschwistern vom damaligen Rutzenweiler verhält es sich mit dem Namen umgekehrt, sie haben nicht dem Ort den Namen gegeben, sondern sie haben den Ortsnamen als ihren Familiennamen übernommen. Der Ortsnamen bestand ja schon seit langer Zeit.
Nach der Genealogie der Namen gab es im frühen Mittelalter nur einen Namen, den
Vornamen. Ein Nachname wurde erst ab 1330 möglich als nähere Bestimmung etwa zum Beruf, und ab 1450 wurde der Nachnamen dann allgemein eingeführt und als Familiennamen auch vererblich. Unsere Familie Rutzenweiler von 1432 gab es etwa 2 bis 3 Generationen später offenbar schon nicht mehr, den Ort jedoch bis heute.
Am 19. Juni 1525, das ist am Montag nach dem Gedächtnistag des heiligen Veit oder Vitus hat der Abt Gerwig Blarer und der Konvent des Klosters Weingarten dem Hans von
Sürgenstein zu Amtzell einen jährlichen Zins von 50 Gulden zugesichert und als Pfand zwei Höfe zu
Ruzenweiler eingesetzt, nämlich das Gut von Übelin und das Gut von Schayerling. Seit diesem Datum sind diese beiden Höfe urkundlich festgeschrieben.
Im Jahre 1589 hat der Landschreiber der Landvogtei Schwaben in Altdorf (Weingarten) namens Michael Lautherius die erste bekannte und amtliche Beschreibung der Landvogtei geschrieben. Darin werden zum „Ampt umb Amptzell" unter anderem „2 Höfe
Routzenweiler" aufgezählt. 1596 war ein Peter Übelin von Rutzenweiler als Amtsknecht und ab 1599 als Amtmann der Landvogtei Schwaben eingesetzt. Bis 1805 wurde diese Position als Ammann oder Amtmann, dann bis 1929 als Schultheiß bezeichnet. Diese Ämter waren damals meist halb kirchliche, halb weltliche Ämter, wie etwa das „Amt um Karsee" oder das „Amt um Pfärrich„ oder das „Amt Boschen".
Die beiden Höfe in Ruzenweiler könnte man etwa folgendermaßen auseinanderhalten:
1525-1633 Übelin | 1624 -1809 Schayerling |
1654-1748 Hemmerlin | 1836- 1903 Sieber |
1692-1791 Wirth |
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1893 -1924 Gindele | 1866 bis heute Fäßler |
1872 bis heute Graf |
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1955 bis heute Diem |
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Es gibt in unserer Gegend mindestens fünf Orte oder Ortsteile mit dem Namen
„Schweinberg", außerdem eine Burg Schweinberg, westlich von Tauber-Bischofsheim. Dass die Entstehung dieser Orte in Zusammenhang mit Wildschweinen gebracht werden müsste, kann möglich sein, ist aber nicht einmal mündlich überliefert; man müsste in grauer Vorzeit nachfragen können. Schon die angeblich erstmalige urkundliche Erwähnung unseres Ortes Schweinberg vom Jahre 1220 ist fraglich, da eine betreffende Urkunde nicht gefunden werden kann. Die erste vorhandene Urkunde, in der unser „Schweinberg" erstmals erwähnt wird, stammt aus dem Jahre 1294, ohne genaueres Datum. Danach hat der Ritter Hartmann von Praßberg sein „Gut in Karsee" und den „Swinberc mit sinem Anhange" dem Abt des Klosters Weingarten zum Kauf gegeben. Ein Zeuge dieses Vertrages war „Herman uf Swinberc". Damals gab es noch keine Familiennamen, nur den Vornamen. Dieser Hermann dürfte selbst ein Gutsbesitzer in Schweinberg gewesen sein, der nun als Lehensmann dem Kloster Weingarten seinen Zehnten abgeben musste. 100 Jahre später (1391) wird auch von einem Heinrich Korber aus dem Schweinberg berichtet.
Zum heutigen Weiler Schweinberg gehören die Anwesen oben auf dem Berg, dann in halber
Höhe in Richtung Leupolz ein z. Zt. leer stehendes Haus der Familie Bautz und unten an der Landstraße rechts vom Karbach das Haus der früheren Familie Engel. Irgendwo, wo einmal der Ausläufer eines Skiliftes war, soll ein Areal für die Feuerwehren von Karsee und Leupolz entstehen. Oben auf der Anhöhe befindet sich das Schützenhaus Karsee und ganz oben ein Bodenlegerbetrieb sowie die Kiesgrube Schweinberg.
Walter Scheffold, Karsee, den 14.02.2021
Wer als Fremder nach Siggenhaus will, braucht unbedingt eine Wegbeschreibung. Von Karsee aus geht es in Richtung Eggenreute, Hannober und eine steile Kurve hinunter. 100 m nach dem Hinweisschild nach Haselmühle, Böschlishaus weist das Richtungsschild auf der linken Seite durch einen Wald nach Siggenhaus.
Der Weiler Siggenhaus wird erstmals in einer Urkunde vom 15.8. 1291 erwähnt. Diese Urkunde befindet sich beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Bestand B 507 Nr. 1192. Es handelt sich darin um eine Wiese zwischen „Harde und der Uori", die damals zu dem Gut „Siggenhuse" gehörte. Die Flurbezeichnung Harde und Uri oder Wori ist nicht mehr bekannt. Im Internet befindet sich über Siggenhaus eine von einer Behörde erstellte falsche Meldung unter Hinweis auf eine Urkunde vom 29. 11. 1278 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 515 Nr.1089), in der Siggenhaus erstmals erwähnt worden sei. In dieser Urkunde ist die Rede von einem „Siegelshaus, gelegen oberhalb von Sumer, das zum Kloster Weingarten gehört". Mit diesem Siegelshaus ist jedoch eindeutig der Ort Spiegelhaus gemeint, wobei einfach der Buchstabe „p" weggelassen wurde. Ferner wurde zur damaligen Zeit, dies ist in mehreren Urkunden nachzuweisen, mit „Sumer" nicht das heutige Sommers bezeichnet, sondern eine (heute nicht mehr existierende) Flurbezeichnung für das Gebiet zwischen Kohlhaus und Felbers. Im Endeffekt haben Siggenhaus und Spiegelhaus mit Sicherheit einige Jahre vor 1287 und 1291 bestanden. Worauf der Name des „ Siggen Haus" oder auch des „Spieglers Haus" zurückzuführen ist, kann indes nicht mehr aufgeklärt werden. Auf jeden Fall ist damit der Name eines früheren Hofbesitzers gemeint.
Ein Name eines Besitzers von Siggenhaus wird erstmals in der Urkunde B 516 U 1173 vom 14. 2. 1432 genannt, nämlich „Claus Spieß zum Siggenhus". Dann tauchen erst wieder ab dem Jahre 1600 weitere Namen auf.
Michael Lautherius, der Landschreiber der Landvogtei Schwaben in Altdorf-Weingarten, erwähnt in seinem Bericht vom Jahre 1589, dass es in Siggenhaus zwei Höfe gab, davon ein Hof zum „Ampt um Amptzell" (früher zu Pfärrich) und der 2. Hof zum Kloster Weingarten gehörte.
Die Abgrenzung von Ober- und Unter-Siggenhaus taucht erstmals am 12. 1. 1678 auf, als Johannes Melchior Übelin (Ibele) von Ober-Siggenhaus geheiratet hat. Zu dieser Zeit war die Trennung der Höfe schon vollzogen. Von Unter-Siggenhaus werden erstmals und einmalig nur „die Felderschen Kinder" im Jahre 1828 genannt, die von einem Pfleger namens Xaver Widermayer von Amfeld betreut wurden. Das Geschlecht der Felder wohnte in Siggenhaus seit 1756.
Im ersten Weltkrieg im Jahre 1917 sollen das Haus und der größere Hof in Ober-Siggenhaus abgebrochen sowie die Felder und der Wald verkauft worden sein. An welchen Platz genau dieser Hof von Ober-Siggenhaus gestanden hat, ist nicht mehr auszumachen. Auch der kleinere Untersiggenhauser Weiher ist verschwunden. Er hatte eine Größe von 3 5/8 Morgen und wurde 1804/5 trockengelegt. Ebenso zur gleichen Zeit wurde der große Obersiggenhauser Weiher trockengelegt, offenbar auf Betreiben eines übereifrigen Bediensteten der damals neuen Regierung von Württemberg. Der große Siggenhauser Weiher hat heute eine Fläche von 5,6 Hektar, im Jahre 1841 waren es 24 1/8 Morgen = 7,5 ha. Einige Jahre nach der Trockenlegung von 1805 hatten benachbarte Besitzer von Mühlen (Haselmühle, Winkelmühle, Amtzeller Mühle) den großen Siggenhauser Weiher wieder angestaut Am 24. 6. 1862 wurde er „im öffentlichen Aufstreich“ verkauft unter dem Vorsitz des Eggenreuter Schultheißen Sieber. Die Familie Joos ist seit ungefähr 1875/80 in Siggenhaus, der Großvater Max Joos, geboren 1844, hat den damaligen kleineren Hof gekauft. Bis jetzt zählt man die 5. Generation.
Karsee, 12.02.2016, Walter Scheffold
Sommers ist ein Weiler mit 5 Häusern und verschiedenen Wohneinheiten:
- der Hof Haller (-Holzmann)
- Schreinerei Heine
- ehemalige Sattlerei Heine
- ehemalige Gaststätte Schneider (+ Wahl)
- ehemalige Hofstelle Flamm
Bis zur Gründung der politischen Gemeinde Karsee ab 1. 10. 1952 war der Weiler Sommers zweigeteilt. Der Hof Holzmann gehörte zur politischen Gemeinde Vogt und zum Kloster Weingarten. Die übrigen Familien gehörten zum Gemeindeamt Eggenreute und ab 1. 4. 1934 zu Amtzell. Für Kirche und Schule war seit jeher das Pfarramt Karsee zuständig.
Mit einer Erklärung, woher der Name oder die Bezeichnung „Sommers" stammt, tut man sich schwer. Eines jedoch steht eindeutig fest, dass die Bezeichnung nicht auf einen Personennamen zurückgeführt werden kann. Es ist wohl die Bezeichnung für eine größere Landschaft oder einen früheren Flurnamen. Ein Vorname im heutigen Sinn ist auszuschließen.
Die Familiennamen oder Nachnamen wurden erst ab 1450 allgemein eingeführt oder üblich.
Ferner gehen bisherige Erklärungsversuche nicht von einem Originaltext der Urkunden aus. Zum ersten Mal ist das Wort Sommer/Sumer in einer Urkunde vom 19. 9. 1269 zu finden, die sich beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Bestand 515 in einem Büschel Nr. 45 befindet. Der Text ist eine Übersetzung des Originals auf Papier aus dem 15. Jahrhundert. Danach hat Herr Hartmann, Graf von Grüningen, die Zehnten „der Güter, gelegen uf de Sümern...dem Abt und Convent zu Wingarten und dero Gotzhus…übergeben...in Hail und Hülf unsrer Seele". Die Güter sind sogar näher bezeichnet, „das ist des Stainhowers Hof (= Steinhauser in Eggenreute = späterer Klosterhof), Gut in der Grube, in den Bongarten, drobe an der Wies und in dem More". In einer 2. Urkunde vom 29. 11. 1287 ist ein Gut erwähnt oberhalb Sumer gelegen, genannt Spiegelshaus. Eine 3. Urkunde vom 19. 11. 1353 nennt „das Guot zen Daerinun, das gelegen ist bi Kolnhus uff dem Sumer". Eine 4. Urkunde vom 1. 7. 1359 spricht sogar vom „Sumberg ze Karsee". In einer 6. und 7. Urkunde von Jahre 1583 und 1617 ist die Bezeichnung bereits abgewandelt und es wird gesprochen von „Hans Jacob Schädler aus dem Sommer" und von „Stoffel Schedler zum Sommer". Irgendwann wurde noch ein Buchstabe s (Genitiv-s ) daran gehängt. So schreibt man heute Sommers. Mundartlich spricht man aber auch heute noch von den Leuten „im Sumer" oder droben im Summer. So hat man wohl von Anfang an den gesamten Höhenzug zwischen Kohlhaus, Eggenreute und Sommers allgemein als „den Sumer" bezeichnet.
Sommers muss wohl auch schon immer, zusammen mit dem daneben liegenden herrschaftlichen Gut Dierenrain, heute Baumann, das eigentliche Tor nach Karsee und ins Allgäu gewesen sein. Es gab dort früher auch eine Wirtschaft, das Gasthaus zur Post, einfach der „Sommerer Wirt" genannt. Der frühere Wirt, Anton Schneider, erzählte, dass vor dem Krieg die Leute, die von Ravensburg oder Weingarten oder von weiter her mit Pferd oder Fuhrwerk vorbei gekommen sind, immer hier einen Halt einlegen mussten, bevor es die Steige nach Karsee und Wangen weiter ging. Als die neue Straße von Vogt nach Karsee noch nicht gebaut war, musste der gesamte Verkehr durch den Ort Sommers gehen. Die Straße war zwar nicht die sogenannte Totensteige, sondern die übliche, äußerst gefährliche Steige von Sommers durch den Hof Unteregg nach Karsee. Die Totensteige liegt etwa 100 m südlicher als dieser frühere Fahrweg. In der Chronik von 1691 kommt das Wort „Totensteige" nicht vor.
Namen von Personen in Sommers sind erstmals seit dem Jahre 1640 bekannt, als sich „Maria
Egsteinin de Sommer mit Peter Musch von Felber" verheiratet hat. Als erste Wirtin in Sommers wird natürlich das 16-jährige Mädchen genannt, das zur Pestzeit als vermeintliche Pestleiche unterwegs von Sommers nach Karsee vom Totenwagen gesprungen ist und als Sommerwirtin dann (allerdings ohne Namen) in die Geschichte einging.
Am 26. 8. 1843 wurde dem Alois Stark die Genehmigung erteilt, an der Stelle eines Schuppens in einer Wiese ein neues Haus zu erbauen, es war das Haus der Familie Flamm. Am 11. 9. 1847 erhielt der Wirt Anton Schupp in Sommers die Genehmigung, im oberen Stock seines Hauses eine Wohnstube, Kammer und Küche mit Ofen einzubauen, im unteren Stockwerk war die Wirtsstube. Ein Nachfolger als Wirt war Ferdinand Blattner, der im Alter von 41 Jahren am 26. 3. 1881 gestorben ist. Bis 1892 versorgten 3 ledige Geschwister Mohr die Gastwirtschaft. Im Jahre 1892 kaufte der von Gebratshofen stammende Kunstschreiner Josef Schneider Haus und Wirtschaft in Sommers.
Familie Heine wohnte zunächst in Aich, gegenüber von Sommers, In der Pfarrchronik schreibt Pfarrer Münst:
„Der 9. Oktober 1913 war eine aufregende Schreckensnacht. Ein ruchloser Brandstifter zündete zuerst das Haus des Schreinermeisters Magnus Heine in Aich an, eine Stunde später das große Bauernhaus der Witwe Halder in Oberholz. Der Brandstifter Maurer Langhof erhielt 6 Jahre Zuchthaus."
Schreiner Heine baute sodann Wohnhaus und Werkstatt neu in Sommers. Bei seiner Hochzeit im Mai 1942 musste sich Hugo Heine schließlich polizeilich nach Sommers ummelden. Zweimal wurde die Werkstatt vergrößert, im Jahre 1964 und 1992. Schließlich kam im Jahre 1999 eine Produktionserweiterung durch den Portas-Fachbetrieb hinzu.
Um die Zeit nach 1840 mussten noch weitere Veränderungen in Sommers stattgefunden haben. Wahrscheinlich ist damals auch die Familie Holzmann nach Sommers gezogen und hat die wirklich „sommerliche" Gegend dort oben ausgezeichnet gefunden. Hinzu kam die Musik. Josef Holzmann, der Urgroßvater der jetzigen Bäuerin, gründete im Jahre 1881 die erste „Blasmusikgesellschaff' von Karsee.
Eine Besonderheit gehört noch zu Sommers, die sogenannte Museumsstraße Karsee — Sommers. Sie wurde feierlich eröffnet am Sonntag, 9. 6. 2002. Der damalige Ortsvorsteher Franz Stier wollte gerade diese kurze Straße in Sommers so einrichten, wie eine Straße zur Zeit der Gründung der politischen Gemeinde Karsee im Jahre 1952 wohl aussah, mit einer alten Benzin-Tanksäule, mit steinernen Randsteinen, einem Schulbus-Wartehäuschen, alten Verkehrsschildern. Das bewunderte auch der damalige Geologie-Professor Dr. Josef Härle von der Pädagogischen Hochschule Weingarten, der in Karsee allgemein bekannt war.
Karsee, 17.03.2017
Walter Scheffold
Spiegelhaus ist ein Weiler mit derzeit 4 Gehöften:
Haus-Nr. 1 Hof Knöpfler
Haus-Nr. 2 Hof Detzel
Haus-Nr. 3 Hof Reber Hans
Haus-Nr. 4 Hof Jäger
Bis zur Gründung der politischen Gemeinde Karsee im Jahre 1952 wurde der Hof Haus-Nr. 3 „Joosen" genannt. Man sprach allgemein vom „Geyer im Joosen", und andererseits vom „Geier am Berg“ (= Karsee-Berg). Die Bezeichnung Joosen wurde 1952 aufgegeben, die Hofstelle Reber zählt heute zu Spiegelhaus. Das andere Gebäude von Reber auf der gegenüber liegenden Seite der Straße gehört zu Karsee-Grub und war im Übrigen der frühere „Engelhof“. Postalisch richtig: 88239 Wangen-Karsee, Spiegelhaus 3 und 88239 Wangen-Karsee, Grub 4. Spiegelhaus liegt an der Straße zwischen Endersen, Grub und Riefen.
Spiegelhaus wird erstmals urkundlich erwähnt in der Urkunde mit dem Datum vom 29.11.1287, diese Urkunde befindet sich beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Bestand B 515 Nr. 1089. Hier wird von einem Gut „Siegelshous" gesprochen, das oberhalb „Sumer" gelegen ist. Dieses „Siegelshous" wird gerne dem Gut Siggenhaus zugeschrieben, auch im Internet vom Landesarchiv Ludwigsburg. Dieses Siegelshous ist jedoch durchaus nicht identisch mit Siggenhaus, sondern mit Spiegelhaus. Es muss sich eindeutig um einen Schreibfehler handeln, bei dem der Buchstabe p weggelassen wurde. Zudem ist Spiegelhaus in dem Höhenzug gelegen zwischen Kohlhaus, Eggenreute und Sommers, der ungefähr bis 1600 in weiteren Urkunden als der „Sumer" oder „Sommer" genannt wird. Siggenhaus gehört dagegen nicht zu dieser Landschaftsform. Das ist allerdings meine eigene Interpretation; und damit vertrete ich als erstmalige urkundliche Erwähnung von Spiegelhaus das Datum vom 29. 11. 1287. Für Spiegelhaus wird von der Stelle beim Landesarchiv Ludwigsburg als urkundliche Ersterwähnung das Jahr 1458 genannt, was eindeutig ebenfalls falsch ist, denn es gibt andere ältere Urkunden:
Die Urkunde mit Datum vom 06.12.1349, beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 515 U Nr. 1120 erwähnt die Güter „genannt des Spieglers Hove und im Mos gelegen by Hartmannsberg". In einer weiteren Urkunde vom 04.07.1352 wird ebenfalls Spiegelhaus genannt als das „Guot, das man nennt des Spieglers Guot und an dem Guot und Hoff dü gelegen sint bi Hartmannsberg".
Es ist ganz selbstverständlich, dass die Güter und Hofstellen, die bereits in den alten Urkunden erwähnt sind, schon viel früher existierten. Rudolf Fesseler schreibt dazu: „Als zwischen 700 und 850 die Wälder und Moore des Argen- und Laiblachtales gerodet wurden, entstanden dort „Großhöfe", häufig mit der
Namensendung „wilare" oder „hofen", Kleinsiedlungen ohne dörflichen Zusammenhang. Im Wangener Raum waren die Einödhöfe von Anfang an landschaftsprägend."
Bereits im Jahre 1287 hatte unser Spiegelhaus seinen Namen und wurde „Spieglers Hove" genannt, des Spieglers Hof oder des Spieglers Gut oder Haus. Ob der ursprüngliche Besitzer oder Bauherr etwa ein Spiegel-Hersteller war, muss nicht unbedingt zutreffend sein und lässt sich nicht mehr belegen. Eine Berufsbezeichnung als Ergänzung zum Vornamen ist erst seit ungefähr 1330 üblich geworden. Und doch muss es eine Person bereits vor dieser Zeit gegeben haben, die man den Spiegler genannt hat. Es gab einen berühmten Maler in der Barockzeit, der am 5. April 1691 in Wangen geboren ist und sich Franz Josef Spiegler nannte. Vielleicht hat ein Vorfahre von ihm einst in Spieglers Haus gewohnt und seinen Namen hinterlassen.
Welches Haus oder welche Hofstelle in Spiegelhaus die älteste ist, kann nicht mehr gesagt werden. Bereits vor dem Jahre 1490 gibt es die verschiedensten Namen und Familien in Spiegelhaus: ab 1490 Schäfflin, ab 1575 Schedler, ab 1600 King, ab 1627 Schayerlin, ab 1674 Rauch bis 1803, ab 1698 Flamm in Joosen, ab 1720 Fiz, ab 1731 Pfleghar.
Karsee, 08.05.2019, Walter Scheffold
Den Hof Steißen erreicht man von Oberhof aus in Richtung Albishaus und Kohlhaus nach einem wirklichen Nadelöhr durch einen sogenannten Tobel. Der Familiennamen „Steiß in Steißen" wird zum ersten Mal am 19. 03.1453 genannt mit: „Margareta Steissin zum Steissen" , sodann wieder am 04.07.1597 mit der Trauung des Hans Spies ab dem Berg mit Babara Steissin vom Steissen. Der Familiennamen Steiss oder Steiß bleibt ununterbrochen 350 Jahre lang bis 1803, als Joseph Steiß, geboren 1747, am 17.02.1803 im Alter von 56 Jahren stirbt.
Außerdem lebte in der Nähe auf dem Hof „Oberhof“ ebenfalls eine Familie „Steiß" von 1703 bis 1783. Den Hof Steißen gibt es also seit mindestens etwa 570 Jahren.
Die Familie Schöllhorn muss etwa kurz vor dem Jahre 1900 in Steißen eingezogen sein, inzwischen sind es auch schon mehrere Generationen.
Karsee, 24.04.2022 Walter Scheffold
Über die geschichtliche Vergangenheit und die Entstehung des Weilers „Zeihers" gibt es leider keine offiziellen Urkunden oder sonstige Unterlagen. Der Weiler besteht beziehungsweise bestand aus zwei Hofstellen, der Familie Moosmann und der Familie Grabherr. Der Hof Grabherr wurde um 2000 aufgegeben und umgebaut. Auf einem Kartenblatt beim Staatsarchiv Ludwigsburg vom Jahre 1825 ist für den Weiler ein „Zeiherhof“ und ein „Weiherhof" eingezeichnet. Der Weiherhof war der Hof Grabherr; dahinter lag der ehemalige „Hannsenweiher", der nun verlandet und ein Moorgebiet ist. Der Name Weiherhof besteht schon länger nicht mehr, beide Höfe stellen „Zeihers" dar.
Für den Namen „Zeihers" gibt es zweierlei Deutungen. Zum einen kann man von einem Familien- oder Personennamen ausgehen: Zeyer, Zeyr oder Zeiher oder Zieher, eine Person, die eventuell Zinsen oder Schulden oder den Zehnten einzieht oder eingezogen hat. Dies ist lediglich eine Vermutung, die sich nicht beweisen lässt.
Zum anderen kann der Name eine frühere Flurbezeichnung sein und auf das
Wort „Zieher" zurückgeführt werden, das früher einen schmalen, abschüssigen
Weg bezeichnete. Man ist ins „Zieher" gegangen, wenn man von „Ziehers" oder „Zeyhers" gesprochen hat; man hat früher auch vom Oswald von Ziehers gesprochen. Vom Hof Baumann aus geht es erst den Berg hinan und dann wieder genau so steil oder zügig und kurvig hinunter. Diese zweite Deutung muss unbedingt bevorzugt werden. Desgleichen meine ich, dass der nahe gelegene Hof Baumann zuvor „Dierenrain" genannt wurde und dass dafür ebenfalls eine Flurbezeichnung namensgebend war, nämlich der „dürre Rain" am Bergrücken.
Eine Besonderheit gab es außerdem:
Der Weg von Karsee nach Sommers und Vogt führte ehemals über Unteregg nach Sommers, dann auf der heutigen sogenannten „Museumsstraße" an der
Schreinerei Heine entlang, hinter dem Gasthaus von Schneiders und vor dem Hof von Flamms den Berg hinan, ließ den ehemaligen Hannsenweiher rechts liegen, am Hof Grabherr in Zeihers vorbei und weiter nach Vogt. Heute ist von diesem Weg nichts mehr zu sehen, gerade noch zwischen Wirtschaft und Flamm. Oswald hat es eventuell noch miterlebt vor dem Bau der neuen „Rennstrecke" von Karsee nach Vogt.
18.11.2021, Walter Scheffold