Karsee

St. Kilian

Mit dem Bau der Kirche wurde im Jahre 1190 begonnen. Ursprünglich wollte der freie Gutsherr Dierenrain vom heutigen Hof Baumann eine Pfarrkirche in seiner Umgebung auf der Anhöhe erstellen. Das Bauholz wurde jedoch wiederholt über Nacht unten im Tal aufgefunden. Schließlich errichtete man auch dort die Kirche am Karsee. 1194 wurde sie durch den zuständigen Konstanzer Bischof Diethelm von Krenkingen geweiht. 1294 vermachte der Ritter Hartmann von Praßberg seine Güter und die Kirche in Karsee dem Kloster Weingarten. Die Kaufurkunde befindet sich im Stiftsarchiv des Klosters Sankt Gallen. Die Pfarrgemeinde Karsee gehörte ab 1810 zum Dekanat Ravensburg und seit der Gemeindegründung 1952 zum Dekanat Wangen.

 

Inhaltsangabe der alten Pfarrchronik von Karsee vom Jahre 1691 (seit 1973 verschwunden)

Urbarium de Parochia Karsee - Anno 1691

Eintrag von Pfarrer Josef Benedikt Feuerstein 1691

 

Seite 1:

Widmung.- Vorwort: Beperunt aevo Omnia: Axioma verihsimum.

"Das ist ein absolutwahrer Grundsatz, daß alles im Laufe der Zeit vergeht".

 

Seite 1-2:

Pfarrer J.B.Feuerstein berichtet von einer aus dem Jahre 1194 stammenden Chronik, die nach dem Ende der letzten Pest 1660 zusammen mit einem Taufbuch in der Erde vergraben aufgefunden wurde.

 

Im folgenden berichtet er, was der alten, brüchigen Chronik noch entnommen werden konnte.

 

Seite 2-3:

Pest und Notzeit 1660: Nur drei Familien blieben von der Pest verschont; ein Hochzeitspaar sucht Brennessel zum Festmahl; ein 16,jähriges Mädchen, an Pest erkrankt, wurde versehentlich zu den Pestleichen gelegt. Auf der Fahrt zum Fpiedhof erwachte sie auf der steilen Steige durch das Rütteln des Wagens. Sie wurde später als Gastwirtin in Sommers Mutter einer kinderreichen Familie. Der Weg, auf dem die Toten zum Friedhof gebracht wurden, heißt heute noch "die Totensteige".

Der Pfarrer von Leupolz versah in jener schlimmen Zeit den Gottesdienst in Karsee mit.

 

Seite 4:

1670 erhielten die Pfarrangehörigen einen eigenen Pfarrer der aber nichts aufzeichnete.

 

Seite 4-5:

1691 kam J.B.Feuerstein als Vikar von Feuersteinsberg aus dem Bregenzer Wald nach Karsee. Er wurde von Abt Sebastian Hyller (1697 - 1730) zum Pfarrherrn von Karsee ernannt.

Seite 5-7:

Sage über die Erbauung und Einweihung der Pfarrkirche.

 

Seite 7:

Verkauf des Dorfes Karsee 1294 an das Kloster Weingarten.

 

Seite 8-10:

Besitz und Einkünfte der Pfarrei. (Zehnten von Karsee, Unteregg und Edengut.)

 

Seite 10-14:

Jahrtagsstiftungen.

 

Seite 14-16:

Filialkirche in Vogt. Kapelle Sankt Anna: Die Schweden versuchten, die mit Stroh und Reisig angefüllte Kapelle anzuzünden. Dreimal aber erlosch das Feuer auf wunderbare Weise, worauf die Schweden abzogen.

Kapelle Rothaus, Gemeindn Vogt.

Erwähnung der Edelgeschlechter Schellenberger, Precht und Schnell.

 

Seite 16-17:

Gründung und Gebetsbedingungen der hiesigen Bruderschaft von Jesus, Maria und Josef am 13.September 1703.

 

Seite 18-39:

Sebastiansfest. Begehung des Gottesdienstes ,und des Kirchenjahres. Stolgebühren. Zehnten und jährliche Abgaben. Waldgebiete der Pfarrei. Pfarrholz 14 ¾ Jauchert. Pfarrviddum. Großes Widdum, dem Kloster gehörend

und von ihm an einen Widdumsbauern hingeliehen. Äcker des Pfarrwiddums im 1.,2. und 3.Ösch, zusammen 17 3/4 Jauchert.

Wiesen des Pfarrwiddums 7 7/8 Jauchert. Zur näheren Erläuterung vorgenannter Güter.

 

Seite 40-42:

Grenzen der Pfarrei unter Pfarrer J.B.Feuerstein.

Genannt werden: Englisweiler, Schweinberg, Leupolzmühle, Rohrweiher, Karbach, Edengut, Sommers, Baumann (Dierenrain), Engel, Bachhäusle, Heißen, Altdorfer Wald, (Drei französische Soldaten 1701 dort tot aufgefunden und in Karsee beerdigt.) Wuchers, Höfen, Danners, Waidwehren, Hengenen, Schickers, Reithe, Auf der Halden, Unterhalden Rohrmoos, Waldegg, Spehenmarti, Reiften, Mosers, Füßinger, Sibers, Windbichel, Kiechel, Blöden, Gaugier, Vogt, Glarer, Bichel, Moos, Teibermühle, Teibers, Rothaus.

Seite 43:

Zehnten—Rohrweiher.

 

Seite 44-47:

Erwähnung des Pfarrers Konrad Lang. Von ihm existiert aus dem Jahre 1555 eine Güterbeschreibung der Pfarrei Karsee, die im Hauptstaatsarchiv Stuttgart hinterlegt ist und sicherlich manch Wissenswertes birgt. (Bem.d.Verf.) Söldnerhaus. Stolgebühren.

Zeitliche Lücke bis 1771.

 

Seite 48-50:

Eintrag von Pfarrer Franziskus Jakobus Greysing 1771-1819.

Einkünfte des Pfarrers. Vorgänger des Fr.Jak. Greysing. "Sie suchten bessere Einkünfte und erhielten sie auch."

 

Seite 51:

Die Filialkirche in Vogt erhält 1777/78 einen eigenen Vikar.

 

Seite 52:

Pfarrer F.J.Greysing berichtet von einem frechen Einbruch in der Kirche, bei dem zwei Kelche 1778 aus der Sakristei gestohlen wurden. Der Pfarrer schaffte darauf aus eigenen Mitteln einen neuen Kelch an.

Im Jahre 1779 wurde die Monstranz vergrößert und erneuert.

Es folgt ein Bericht über die Aufhebung der Frauenklöster in Österreich. (1780)

 

Seite 53:

Papst Pius VI. bei Joseph II. dem Mitregenten seiner Mutter Maria Theresia 1741-1790. (Staatliche Unterordnung der Kirche-gewaltsame Reformen). Aufhebung der hiesigen Bruderschaft.

Gewänder und dgl. wurden an den Meistbietenden verkauft.

"Ich kaufe alles." - Nach dem Tode Joseph II. konnte die Bruderschaft jedoch wieder weiterbestehen.

 

Seite 54:

Der Winter 1784-/83 war sehr streng.

 

Seite 55:

Renovierung der Kirche. (1783). Die Sakristei, die früher im Turm war, wurde ebenfalls ausgebessert. Die Pfarrangehörigen wurden durch die Regierung Österreichs zur Mithilfe verpflichtet. Sie bekamen dafür einen Trunk Wein, dazu Brot..

"Ich aber habe mir die größte Ungnade des Klosters zugezogen.

Si Deus pro noble - qui contra nos."

Seite 56:

 

Anschaffung einer neuen Orgel. Einweihung des erweiterten Friedhofes im Auftrage des Bischos von Konstanz durch Pfarrer Greysing. 1787 hat er eine Reliquie des hl.Kilian mit authentischem Zeugnis sowie einen Kreuzpartikel bekommen.

 

Seite 57:

1790 stellte Pfarrer Greysing den Antrag auf Zuteilung von Trinkwasser, da er das Wasser von Mensch und Tier in einer "Zisterne" holen mußte. Nach fünf Jahren erhielt er die Erlaubnis, nachdem er wiederholt auf die große Gefahr bei einem eventuellen Brande hingewiesen hatte, einen Brunnen herzustellen. Auf offenen Deicheln wurde das Wasser hergeleitet. Es gab Widerstand bei den Einwohnern: nihil novi in hoc loci! Für die Einrichtung des Brunnens erhielt Anton Halder einen Gulden und für Johann Baptist Nadig und seine Familie mußte jährlich eine hl.Messe gelesen werden.

 

Seite 58-60:

Unruhige Zeiten auf dem ganzen Erdkreis.

Politische Bemerkungen über Rovolutionen.

 

Seite 60:

1796 trat eine Viehseuche (Maul und Klauenseuche) in Bayern, aber auch hier in der ganzen Umgebung auf. Nur Karsee blieb verschont; die Einwohner hatten ein Gelübde gemacht, den Tag des hi.Wendelin mit Predigt und Opfergang feierlich zu halten.

 

Seite 61:

Franzosen in Schwaben, Immenstadt, Kempten und Bregenz.

Einfall in Tirol. In unserem Ort war kein Franzose zu sehen.—

Tägliches Gebet und Opfergang,

 

Napoleon schlägt 1797 und 1799 die Österreicher. Deutsche Gebiete westlich des Rheins müssen an Frankreich abgetreten werden. ( Bem. d. Verf.)

 

Seite 62 - 68:

Politische Nachrichten.

 

Seite 68:

Goldenes Priesterjubiläum des Pfarrers F.J.Greysing. (1801)

 

Seite 70:

Im Jahre 1804 wurde ein Bild der allerseligsten Jungfrau Maria auf linken Seitenaltar aufgestellt. Das Bild war von beinahe schwarzer Farbe; hing es doch schon mehr als 100 Jahre im Schlafgemach des Abtes von Weingarten. Pfarrer Greysing konnte es für acht Gulden erwerben. (Das Bild ist verschwunden.)

Seite 73:

30.September 1804: Säkularisation des Klosters Weingarten.

 

Seite 77: Hungerjahr. Preise im Jahre 1816.

 

Seite 78-81:

Eintrag von Pfarrer Franz Xaver Minderer. (1819-1832)

Vom 13.Mai 1821 bis September 1822 wurde das Pfarrhaus erbaut.

Feld, Bildspitz und Stadels kommen 1820 an die Pfarrei Waldburg.

Aich, Kehlismoos und Untersteig werden der Pfarrei Karsee zugeteilt.

 

Seite 81:

Eintrag von Pfarrer Schmidt. (1832-1843)

Zuerst Hossana - dann cruzifige! —

Neuanschaffungen: Weiße und schwarze Fahne, Meßgewand, Altartuch.

 

Seite 82:

Brandunglück. Stiftung. Kirchenrenovierung 1834.

 

Seite 83-84:

Änderungen in der Kirche. Stiftungen, Neuanschaffungen.

 

Seite 83: Ausbesserung der Friedhofringmauer wird begonnen.

An die Stelle des bisherigen hölzernen Aufgangs zur Kirche wird eine Steintreppe erstellt. Neuanschaffungen. Stiftungen.

 

Seite 86.

Friedhoferweiterung und Vollendung der Ringmauer 1837.

Brandunglück. (A.Nadig, K.Fricker.) 1838.

Pfarrhausdach umgeschlagen 1839.

 

Seite 87:

Tod des Lehrers und Mesners Meichtele 1842.

 

Seite 89-112:

Nachträge (Pfarrer Greysing?)

Zinsen und Abgaben. Obstzehnten in den Jahren 1793 - 1816.

Bericht von den Nachforschungen über die verschwundene alte Pfarrchronik von Karsee aus dem Jahre 1691 mit einem Überblick über den derzeitigen Stand der weiteren Pfarrchronikbände.

 

In unserer Pfarrgemeinde kann von fünf Bänden einer Pfarrchronik berichtet werden.

 

Ein erster Band ist schon im Jahre 1191 zur Zeit des Kirchenbaus geschrieben worden. Er war vermutlich zum Schutz vor den Brandschatzungen im Dreißigjährigen Krieg in einer Kiste im Boden vergraben worden und wurde nach der letzten Pest vom Jahre 1660 zusammen mit einem Taufregister vermodert aufgefunden.

 

Pfarrer Josef Benedikt Feuerstein, der im Jahre; 1691 aus dem Bregenzer Wald in diePfarrei Karsee kam, stellte die Angaben dieser "brüchigen und von Würmern zerfressenen Chronik", die nicht mehr aufbewahrungsfähig war, so gut es ging, zusammen und ergänzte den Inhalt durch Befragen alter Leute.

 

So entstand im Jahre 1691 eine zweite Chronik mit einem Rückblick bis 1191. Sie war größtenteils lateinisch auf "handgeschöpftem Papier" geschrieben und wurde später in Leder gebunden und mit Messingbeschlägen verziert.

Fast drei Jahrhunderte befand sich dieses einzigartige und wichtige Dokument im Pfarrhaus Karsee.

 

Anläßlich der Gründung einer politischen Gemeinde Karsee im Jahre 1952 habe ich als Gemeindechronist das Wichtigste daraus durch den damaligen Ortspfarrer Schwarz übersetzen lassen und in die neuangelegte Gemeindechronik übernommen.

Aus dieser Zeit liegt auch ein Inhaltsverzeichnis dieser alten Pfarrchronik vor. (Siehe Seite 45 bis 49)

 

Ein dritter Band in der chronologischen Fortsetzung wurde im Jahre 1821 durch Pfarrer Georg Schmidt begonnen und von mehreren Pfarrherren bis 1937 weitergeführt.

Dieser Band und vier alte Protokollbücher des früheren Kirchenstiftungsrats wurden im Jahre 1977 vom Diözesanarchiv Rottenburg übernommen.

Ein vierter Band, begonnen 1937, war mehrere Jahre nicht auffindbar.

 

Er wurde im Jahre 1977 in einem Nachlaß von Pater Ewig, der von 1973 bis 1976 Pfarrverweser in Karsee war und später im Kloster Gorheim bei Sigmaringen verstarb, vorgefunden und dem Pfarramt Karsee zurückgegeben.

Dieser vierte Band und ein weiterer fünfter Band befinden sich seit 1977 im Pfarrhaus Leupolz, da Pfarrer Ortmann seit dieser Zeit beide Pfarrgemeinden betreut.

 

Auf der Suche nach der verschwundenen alten Pfarrchronik von 1691, dem wichtigsten Dokument der Pfarrgeschichte, haben Kirchengemeinderat Scheffold und Ortschaftschronist Praschak am 29.August 1886 im Archiv Rottenburg an Ort und

Stelle Nachforschungen angestellt.

Sie fanden dort außer den erwähnten vier Protokollen nur den dritten Band der Pfarrchronik von 184-1 vor.

 

Der alte Band von 1691 hat sich nach Angaben von Diözesanarchivar Maier nie in Rottenburg befunden.

 

Auch eine persönliche Nachfrage am gleichen Tage im Kloster Gorheim blieb ergebnislos.

 

Eine anschließende telefonische Anfrage beim früheren Pfarrer Müler in Blaichach, der von 1959 bis 197$ als Seelsorger in Karsee tätig war, ergab, daß sich dieser alte Band im Jahre 1973 noch im Pfarrhaus Karsee befand.

 

Seit dieser Zeit waren bis zum Jahre 1977 elf Pfarrvertreter aushilfsweise in Karsee tätig, bei denen keine Anfrage mehr möglich war.

 

Der wertvolle alte Chronikband von 1691 war die einzige örtliche Geschichtsquelle über den Kirchenbau und die Anfänge der Pfarrei vor nunmehr 800 Jahren.

 

Die Berichte daraus, die in die Gemeindechronik übernommen wurden und meine weiteren Druckschriften über die Ortsgeschichte von Karsee mögen nun als geschichtlich-authentische Nachweise anerkannt werden.